Paulson The Junk Dealer

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Schrotthändler Paulson

Die Exekutive will alles, und zwar sofort – aber die Abgeordneten im amerikanischen Kongress sperren sich. Mit ihrer Skepsis haben die Volksvertreter recht.

Das 700-Mrd.-$-Paket, mit dem US-Finanzminister Henry Paulson und Notenbankchef Ben Bernanke das Weltfinanzsystem vom Rand des Abgrunds zurückreißen wollen, ist schlicht viel zu groß und zu unausgegoren, um jetzt im Eiltempo kritiklos abgenickt zu werden.

Die geplante Rettungsaktion wird das wirtschaftliche Standing der USA und den Handlungsspielraum ihrer Finanzpolitik auf viele Jahre hinaus bestimmen. Auch wenn Paulson und Bernanke vor einer hier und jetzt drohenden Katastrophe warnen – es wäre unverantwortlich, über die erkennbaren Schwächen ihres Plans einfach hinwegzusehen.

Richtig ist, dass die von Panikattacken zerrütteten Geld- und Kreditmärkte kurzfristig um jeden Preis beruhigt werden müssen. Richtig ist auch, dass dies nur noch gelingen kann, wenn beträchtliche Staatshilfe in Aussicht gestellt wird.

Aber da inzwischen im Prinzip klar ist, dass es solche Hilfe geben wird, gibt es keinen Grund mehr, dem Finanzminister einfach nur einen Blankoscheck in die Hand zu drücken.

Paulson plant, die Bilanzen der Finanzinstitute indirekt zu stützen, indem der Staat ihnen für Hunderte Milliarden Dollar hypothekenbasierte Papiere abkauft, jene Papiere also, deren realen Wert derzeit keiner kennt und deren Marktpreise daher in den Keller stürzen. Die dadurch ausgelösten Abschreibungen bedrohen die Kapitalbasis und damit die Stabilität des Finanzsystems.

Ahnungsloser Großhändler

Der Staat würde nach Paulsons Plan also die Rolle eines gigantischen Schrotthändlers übernehmen, der obendrein von der gekauften Ware fast überhaupt nichts versteht. Über “Cash for Trash” spotten die Kritiker. Zahlt der Staat wenig, kann das zwar für ihn am Ende profitabel sein, nützt aber jetzt dem Finanzsystem nichts. Wahrscheinlicher ist, dass er überhöhte Preise zahlt; Gewinner wären am Ende nur Aktionäre und Gläubiger der Finanzinstitute.

Ein solches System ist weder zielgenau noch gerecht. Vieles spricht dafür, den gefährdeten Instituten auf direkterem Wege die nötige Kapitalspritze zu geben: Beteiligt sich der Staat vorübergehend als Vorzugsaktionär mit Eigenkapital, dann kann er selbst unmittelbar profitieren, wenn sich die Lage verbessert. Zugleich könnte er auch sicherstellen, dass kein Geld mehr in Form überhöhter Boni oder Dividenden abfließt.

Natürlich: Dies käme einer vorübergehenden Verstaatlichung sehr nahe. Aber der Paulson-Plan läuft auf eine völlig intransparente Megasubvention hinaus, mit der sich der Staat ein riesiges Portfolio von Problemkrediten aufhalst. Abgeordnete, die da nicht mitmachen wollen, haben gute Argumente.

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