Global Dictatorship

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Weltdiktatur

Von Werner Pirker

27.05.2011

Obama erhebt Führungsanspruch

Als ein imperiales Herz und eine imperiale Seele präsentierten sich die USA und Großbritannien anläßlich des Besuchs von US-Präsident Barack Obama in London. »Die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich sind unentbehrlich für die Welt«, erhob Obama die einstige Weltmacht zu Washingtons »Partner in leadership«. Denn nicht die »aufstrebenden Staaten« seien zur Führerschaft berufen. »Der Zeitpunkt für unsere Führung ist jetzt.« Weil der Westen die »Achse des Guten« bilde, sei er heute und in Zukunft zur Führung berufen. Es sei in Mode gekommen, in den rasch an Einfluß gewinnenden Schwellenländern die Weltmächte der Zukunft zu sehen, während sich »unsere Führungsrolle überlebt« habe, empörte sich Obama, um sodann keinen Zweifel über die hierarchische Weltordnung aufkommen zu lassen: »Es waren die USA, Großbritannien und ihre demokratischen Verbündeten, die eine Welt geschaffen haben, in der sich neue Nationen entwickeln und Individuen gedeihen können.«

Die diktatorischen Vollmachten, die sich die »liberalen Interventionisten« ausgestellt haben, dienen selbstredend der globalen Demokratieentwicklung. »Nation building« nennt sich das Projekt, das neue Nationen hervorbringt, nachdem die alten auf die Abschußliste der Interventen geraten sind. So geschehen in Serbien, in Afghanistan, im Irak und neuerdings in Côte d’Ivoire. In Libyen ist man gerade dabei, den Individuen, sofern sie das Blutbad überleben sollten, eine gedeihliche Entwicklung zukommen zu lassen. Doch auch Volksbewegungen wie in Tunesien und Ägypten, die nicht zuletzt gegen die imperialistische Vorherrschaft gerichtet sind, sollen, nachdem sich der Sturz der prowestlichen Regime nicht vermeiden ließ, in das »Nation building«-Programm aufgenommen werden. Während man in Saudi-Arabien und den anderen illegitimen Ölenklaven des Imperialismus weiterhin auf die alte Ordnung zur Unterdrückung des antiwestlichen Pöbels setzt.

Es ist ein unverhüllter, wenn auch kulturalistisch vermittelter weißer Rassismus, der aus Obamas Worten spricht. »Amerikanisch oder britisch zu sein heißt nicht, einer bestimmten Gruppe anzugehören, sondern an bestimmte Ideen zu glauben.« An die Unentbehrlichkeit der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreiches zum Beispiel. So sei es möglich, »daß der Enkel eines kenianischen Kochs in Diensten der britischen Armee heute als Präsident der Vereinigten Staaten vor Ihnen steht«. Dem »amerikanischen Traum« würden auch die Jugendlichen in Damaskus und Teheran anhängen, versuchte sich der US-Präsident als Traumdeuter. Deshalb stünden Großbritannien und die USA auf ihrer Seite, stellte er weitere humanitäre Interventionen in Aussicht.

Was die Jugendlichen in Ramallah und Gaza betrifft, fehlt Mister President offenbar jede Idee. Angesichts der Realität des israelischen Besatzungsregimes erweist sich Obamas amerikanischer Traum als amerikanischer Schaum.

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