Test Elections: The Tea Party Believes in God, Not in Politics

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Testwahlen

Die Tea-Party glaubt an Gott, nicht an Politik

Michele Bachmann ist eine Jeanne d’Arc der Tea-Party-Epoche. Es ist aber nicht zu erwarten, dass sie die USA aus der Krise führen wird.

Kein Präsident des vergangenen Jahrhunderts wird von den Republikanern dieser Tage so oft beschworen wie Ronald Reagan. Doch bei der Strawpoll in Iowa, mit der traditionell die Suche nach einem Kandidaten für das Weiße Haus Fahrt aufnimmt, hätte die Ikone der USA keine Chance gehabt.

Viel zu pragmatisch war Reagan in der Gesellschaftspolitik, im Umgang mit der UdSSR und vor allem in der Haushaltspolitik, in der er einer gigantischen Steuersenkung zahlreiche Steuererhöhungen folgen ließ.

In Iowa hingegen wurde mit Michele Bachmann eine Politikerin auf den Schild gehoben, die Ideologie an die Stelle von Politik setzt und verspricht, Steuererhöhungen nie und unter keinen Umständen zuzustimmen.

Die Fähigkeit zur Flexibilität ist einer neuen republikanischen Interpretation des Exzeptionalismus der USA gewichen. Seit Alexis de Tocqueville glauben die Amerikaner an ihre globale Ausnahmerolle, die nicht zwingend Überlegenheit bedeuten muss.

In der nach rechts gewendeten republikanischen Partei wird dieser Exzeptionalismus als Gott gegeben verstanden, während er bei den Demokraten eher als Resultat geografischer und historischer Bedingtheiten begriffen wird.

Wenn es Gott mit den Amerikanern besser meint als mit anderen Völkern, muss man die Politik daran hindern, sich zwischen Gott und das Volk zu drängeln – das ist die Idee, die hinter dem neoreligiösen Selbstverständnis der Bachmann-Republikaner und ihrem Exorzismus gegen „big Government“ steht. Andere konservative Kandidaten wie der texanische Gouverneur Rick Perry huldigen ebenfalls diesem sakramentalen Exzeptionalismus.

Doch der Glaube an eine Bevorzugung durch die Himmelsmächte ist nicht nur, zumindest aus der Perspektive jedes anderen Landes, ein wenig gotteslästerlich, sondern auch selbstentmündigend. Nicht weniger Politik wird den Amerikanern aus ihrer Krise helfen, sondern bessere Politik. Von Michele Bachmann, der Jeanne d’Arc der Tea-Party-Epoche, ist sie nicht zu erwarten.

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