Oil Rush in the Arctic: Russians on America's Doorstep

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Posted on September 6, 2011.

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Rosneft sichert sich umfangreiche Förderrechte an der US-Küste und profitiert von amerikanischen Technologien. Der Deal ist hochpolitisch, denn Rosneft ist ein quasi-staatliches Unternehmen aus einem Land, das mit den USA eine spannungsreiche Rivalität pflegt.

Energiepolitik ist immer auch Sicherheitspolitik. Das mussten die Manager der chinesischen Ölgesellschaft Cnooc vor sechs Jahren auf die harte Weise lernen. Am 23. Juni 2005 hatte das von der kommunistischen Regierung in Peking kontrollierte Unternehmen den Aktionären der kalifornischen Unicoal angeboten, ihre Anteile für 18,5 Milliarden Dollar zu übernehmen. Das waren zwei Milliarden Dollar mehr, als der amerikanische Energiekonzern Chevron für dieselbe Firma zu zahlen bereit war.

Aus Sicht der Aktionäre ein toller Deal, doch viele Abgeordnete im Kongress empfanden das Angebot aus China als Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten. Der politische Druck wurde so groß, dass Cnooc sein Angebot schließlich zurückzog und Unicoal zum niedrigeren Preis von 16,5 Milliarden Dollar an Chevron verkauft wurde.

Wie hochpolitisch der jüngste Exxon-Rosneft-Deal ist, zeigt sich, wenn man ihn mit dem Fall Unicoal vergleicht. Rosneft ist, wie Cnooc, ein quasi-staatliches Unternehmen aus einem Land, das mit den USA nicht verbündet ist, sondern eine spannungsreiche Rivalität pflegt. Trotzdem erhält der russische Konzern als Teil des Eismeer-Deals mit Exxon weitreichende Rechte an den Energiereserven Amerikas. Konkret könnte sich Rosneft an Tiefwasserbohrungen im Golf von Mexiko ebenso beteiligen wie an der Erschließung der neu entdeckten Erdgas-Felder an der US-Ostküste.

In beiden Fällen geht es den russischen Managern vermutlich weniger um die Energieressourcen selber als um die Technik zu deren Gewinnung. Diese Technik ist jedoch hoch umstritten. Die Risiken von Tiefseebohrungen zeigten sich nach der Explosion auf der Plattform Deepwater Horizon am 20. April 2010, die eine der schlimmsten Ölkatastrophen der Geschichte auslöste.

Beim Erdgas sind die Russen am Verfahren des “Hydraulic Fractioning” interessiert, bei dem gashaltige Schieferschichten mit Wasser, Sand und Chemikalien aufgesprengt werden. Gegen dieses “Fracking” laufen Umweltschützer und Lokalpolitiker in Pennsylvania, New York und anderen Bundesstaaten Sturm. Jetzt könnte die russische Regierung plötzlich ein Mitspieler an der Ostküste werden.

Mächtiger, konflikterprobter Unterstützer

Es wäre ein Wunder, wenn es nicht auch diesmal im Kongress Bedenken gegen den Einstieg eines den USA nicht immer freundlich gesinnten Staates in das amerikanische Energiegeschäft geben würde. Diesmal stehen jedoch das größte Unternehmen und einer der einflussreichsten Manager der USA hinter dem Geschäft: Rex Tillerson, der Chef von Exxon, gilt nicht nur als mächtig, sondern auch als konflikterprobt. So wehrte er sich mit Erfolg gegen die Familie Rockefeller, eine der größeren Aktionärsgruppen seines Konzerns, die Exxon zu mehr Umweltschutz zwingen wollte.

Tillerson könnte im Streit mit dem Kongress ein starkes Argument einwenden: In Russland mischt sich die Politik noch viel rücksichtsloser und willkürlicher in Rohstoffgeschäfte ein als in den USA. Weil die Russen nun selbst Eigentumsrechte in Amerika erworben haben, hat Exxon ein Faustpfand in die Hand bekommen – für den Fall, dass die russische Politik verrückt spielen sollte. Das ist auch eine Versicherung für Exxons eigene Investitionen im russischen Eismeer.

Das 3,2-Milliarden-Dollar-Geschäft zwischen Exxon und Rosneft passt aber auch zur Politik von Präsident Barack Obama, in den Beziehungen zu Russland “den Reset-Knopf zu drücken”, sprich: den Kalten Krieg endgültig hinter sich zu lassen und eine neue Phase der Zusammenarbeit einzuleiten. Vor zwei Jahren ernannte Obama den deutschen Chef des Aluminium-Konzerns Alcoa und früheren Siemens-Manager, Klaus Kleinfeld, zum Vorsitzenden des Russisch-Amerikanischen Wirtschaftsrates, um die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern zu verbessern. Das Exxon-Rosneft-Projekt hat jetzt auch für das Weiße Haus enorme Bedeutung.

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