U.S. Republican Newt Gingrich: America’s Upcoming President?

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Posted on December 8, 2011.

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Das Dilemma der US-Republikaner, einen Präsidentschaftskandidaten zu finden, hat einen alten Bekannten nach vorn gebracht: Den zwielichtigen Newt Gingrich.

Es sind nur noch gut vier Wochen bis zur ersten Vorwahl in Iowa. Doch Mitt Romney, bislang immer noch Favorit für die republikanische Präsidentschaftskandidatur, muss schon wieder um seinen Spitzenplatz fürchten. Jetzt will ihm Newt Gingrich den Rang ablaufen. Der ehemalige mächtige Sprecher des Repräsentantenhauses liegt plötzlich in fast allen Meinungsumfragen gleichauf oder sogar leicht vor Romney.

Bislang konnte der ehemalige Gouverneur von Massachusetts sämtliche Konkurrenten von rechts abschütteln. Ihr Stern sank, ohne dass Romney nachhelfen mussten. Sie stolperten am Ende alle über sich selber. Das letzte Beispiel: Der afroamerikanische Republikaner Herman Cain. Dem ehemaligen Pizzaketten-Unternehmer werden Mobbing- und Frauenaffären nachgesagt. Niemand weiß genau, was davon wahr ist. Doch eines steht fest: Zumindest zwei ehemalige Mitarbeiterinnen Cains wurden entschädigt.

Cain wollte sich erst überhaupt nicht daran erinnern und dann nur bruchstückhaft. Schließlich verstrickte er sich in immer größere Widersprüche. Das wurde ihm zum Verhängnis. An Lügen und verheimlichten Skandalen sind schon viele amerikanische Präsidentschaftskandidaturen zerschellt.

Und nun steigt Gingrich in der republikanischen Beliebtheitsskala auf. Ausgerechnet der zwielichtige Newt Gingrich, der sein politisches Hemd öfter gewechselt hat als Romney. Der in blindem Eifer den demokratischen Präsidenten Bill Clinton wegen einer Falschaussage in der Sex-Affäre um Monica Lewinsky stürzen wollte, aber heimlich selber Ehebruch beging. Wie kaum ein Zweiter ist Gingrich der Inbegriff politischer Doppelzüngigkeit und Doppelmoral.

Romney ebnet Konkurrenten den Weg

Und doch gibt es eine Erklärung für den plötzlichen Aufstieg dieses verschlagenen Machtmenschen. Der Grund ist Mitt Romney. Er ist ein ungeliebter Favorit, er ist den meisten Republikanern zu glatt, zu biegsam und politische zu wenig rechts.

Seit er Präsident werden will, kleidet sich Romney in konservative Gewänder. Doch er kann seine Vergangenheit nicht abstreifen. Romney regierte als republikanischer Gouverneur vier Jahre lang den liberalen und tendeziell demokratisch geprägten Bundesstaat Massachusetts. Allein das macht Romney in den Augen vieler Republikaner suspekt. Man nimmt ihm die Behauptung nicht ab, dass sein politisches Herz rechts schlägt. Er hat dafür noch keinen konkreten Beweis geliefert.

Anders Gingrich. Auch er hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit einigen Ideen der Demokraten geliebäugelt. Wie Romney war auch Gingrich für die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherungspflicht, für einen stärkeren Klimaschutz und für den Handel mit Emissionsrechten. Aber Gingrich verzeiht man die “inken” Eskapaden, denn man erinnert sich, dass er einst sehr, sehr rechts stand und Erfolge vorzeigen kann.

Gingrich half, in den 90er Jahren die jahrzehntelange demokratische Mehrheit im Kongress zu brechen. Er war ein hartbeiniger Kämpfer und das Feindbild aller Linken. Gingrich gilt gemeinsam mit dem Ex-Präsidenten Ronald Reagan als Vorreiter der langjährigen konservativen Hegemonie. Als Sprecher des Repräsentantenhauses rang er Bill Clinton und den Demokraten schmerzhafte Kompromisse ab. Die Sparpolitik damals, die Kürzungen im Wohfahrtssystem und ein ausgeglichener Haushalt, gelten auch als sein Verdienst.

Über die republikanische Präsidentschaftskandidatur entscheiden allein die Parteimitglieder, vor allem die eingefleischten und entschlossenen. Sie denken traditionsgemäß konservativer als die gesamte Partei und als die amerikanische Wählerschaft sowieso.

Dieser Teil der Republikaner sucht verzweifelt einen in der Wolle gefärbten Rechten, der zugleich ein Anti-Romney und ein Anti-Obama ist. Erst galten ihre Hoffnungen der strammen Ideologin Michele Bachmann, dann dem Texaner Rick Perry und schließlich Herman Cain. Jetzt richten sie sich auf Newt Gingrich.

Die Ironie der Geschichte: Wie die Rechten so hoffen auch Obama und die Demokraten auf einen Sieg Gingrichs in den Vorwahlen. Seine Kandidatur gegen Obama würde die linken Reihen schließen, liberale Wähler mobilisieren und viele gemäßigt Konservative abschrecken.

Und was macht derweil Mitt Romney? Er bangt mit gutem Grund um seine Favoritenrolle und sucht zaghaft den Angriff. Doch fühlt er sich beim Auskeilen nicht wohl in seiner Haut. Er ist mehr Technokrat denn Kämpfer. Deshalb hegt er wie bisher eine riesengroße Hoffnung: Dass auch Newt Gingrich wie all die anderen rechten Konkurrenten am Ende über seine eigenen Unzulänglichkeiten stolpert. Das ist gut möglich, aber längst nicht ausgemacht.

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