New Terror Turns into a Hard Test for Obama

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Der Terror von Boston soll die US-Nation spalten. Präsident Obama aber kann das Land einen, wenn er nun umsichtig handelt.

Die erste Reaktion von Barack Obama auf die Bomben von Boston war von äußerster Vorsicht geprägt. Wir wüssten noch nichts Genaues über die Hintergründe, erklärte der US-Präsident, aber die Schuldigen würden zur Rechenschaft gezogen werden. Es war das einzig Vernünftige, was Obama tun konnte. Solange die Fakten nicht feststehen, hält er sich mit Urteilen richtigerweise zurück.

Er könnte sonst leicht Phobien oder Hassattacken gegen muslimische Amerikaner schüren, die es nach den schweren Terroranschlägen von 2001 in den USA tatsächlich gegeben hat. In Amerikas Öffentlichkeit wird Terror schnell mit ausländischen, islamistischen Tätern in Verbindung gebracht. Aber erst die weiteren Ermittlungen werden ans Tageslicht holen, ob die Barbarei von Boston auf das Konto fremder oder hausgemachter Terroristen geht. In der wenig professionellen Machart der Sprengkörper sehen manche Experten schon eine Spur zu versprengten Rechtsradikalen mit grenzenloser Wut auf Amerikas Behörden.

Obamas mitfühlende, aber herunterspielende Reaktion war auch deshalb klug, weil die Amerikaner gut ein Jahrzehnt nach 9/11 jetzt neuerlich in ein Klima der Angst und des Argwohns gestürzt werden. Tatsache ist, dass dieses Land auch nach 9/11 im Fokus der Terroristen geblieben ist. Immer wieder wurden Anschläge vereitelt, andere schlugen fehl. Der Terror von 9/11 war über so lange Zeit hinweg geplant worden, dass man dagegen etwas hätte tun können, wenn man alle Informationen rechtzeitig kombiniert und ausgewertet hätte. Die US-Regierung baute daraufhin einen immensen Sicherheitsapparat auf, der nahezu jeden Aspekt des amerikanischen Alltags erfasste und zunehmend Sorge von Bürgerrechtlern hervorrief. Die US-Behörden sammelten eine Unmenge von Daten über in- und ausländische Extremisten, aber sie mussten zugleich klarmachen, dass sie trotzdem nicht alle Anschläge auf amerikanischem Boden verhindern könnten.

9/11 war ein gigantischer Schock für die USA, hat punktuell Panik in dieser Nation ausgelöst. Aber davon haben sich die US-Bürger nach einigen Jahren wieder erholt. Die Dimension der Anschläge von Boston ist bei aller Grauenhaftigkeit nicht so dramatisch wie 9/11. Die Amerikaner sollten deshalb in der Lage sein, mit Wachsamkeit und klarem Verstand ihren Lebensstil zu behaupten. Das ist das beste Mittel gegen jene, die mit Gewalt Angst und Schrecken verbreiten wollen.

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