The United States’ New China Strategy

<--

Die neue China-Strategie der Vereinigten Staaten

Die USA orientieren sich neu gen Asien. Doch wie soll man dem erstarkenden China begegnen? Ist der Kalte Krieg das Vorbild? Europa wird diesen Wandel zu spüren bekommen.

“Lasst den Drachen schlafen. Wenn er erwacht, wird er den Erdkreis erschüttern.” So soll Napoleon gewarnt haben. Er meinte China. Jetzt ist es so weit. “Pivot” – Die Hinwendung. So lautet die Kurzformel für die strategische Neuausrichtung Amerikas angesichts des unaufhaltsamen Aufstiegs Chinas zur Weltmacht. Die Schwerpunktverlagerung vom Atlantik zum Pazifik war lange absehbar. Jetzt findet sie statt. Aber die Folgen für das globale Gleichgewicht, Europas Interessen und die Sicherheitsarchitektur des Nordatlantik sind noch lange nicht erfasst, geschweige denn aufgefangen.

“Containment” ist das andere Wort, das die Europäer wieder lernen müssen: Eindämmung. Aber dieses Mal geht es, anders als vor sieben Jahrzehnten, nicht um die Sowjetunion unseligen Angedenkens, sondern um die Volksrepublik China. Ein Bericht des Council on Foreign Relations – für Insider ist diese Stimme des Establishments nur “the Council” – formuliert einen neuen Konsensus zwischen New York und Washington, Politik und Big Business.

Die einleitenden Kernsätze lauten: “China ist heute und auf viele Jahrzehnte der wichtigste Machtkonkurrent gegenüber den Vereinigten Staaten. Deshalb ist eine systematisch angelegte Antwort auf die wachsende Macht Chinas dringend geboten.”

Weder Integration noch Konfrontation

Was der Council anrät und wofür die Elite amerikanischer Außenpolitik steht, ist nicht neue Konfrontation und kalter Krieg, sondern “a more coherent response”. Die Vereinigten Staaten sollten, so die Handlungsanweisung, weniger strategisches Gewicht darauf legen, China in das – amerikanisch geführte – internationale System zu integrieren, sondern mehr darauf, “Chinas Aufstieg ein Gegengewicht zu bieten”. Das bedeutet eine neue Grand Strategy mit Blickpunkt Fernost, Fortführung der Nixon-Kissinger-Politik.

Der “Council” gehört nicht zu jenen Kräften, die gängige Weisheiten wiederholen. Hier werden Leitlinien in die Zukunft entworfen. Sie bedeuten, dass auf die Europäer neue Anforderungen zukommen: Nicht mehr Sicherheitskonsument, sondern Sicherheitsproduzent aus eigener Kraft. Dafür wird es nicht genug sein, bei feierlichen Anlässen Deutschlands erweiterte Verantwortlichkeit zu zitieren.

Nato wird bleiben, aber mit weniger USA und mehr Europa. Was geschah, als die Amerikaner Anfang der 1930er-Jahre ihre strategische Aufmerksamkeit nach Ostasien wandten, gehört zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs. Europa ist gewarnt.

About this publication