Duel of Extremes

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Zweikampf der Extreme

Es ist höchste Zeit, dass Donald Trump einen klaren Kontrahenten unter den Republikanern bekommt. Marco Rubio könnte die Rolle des Gemässigteren zukommen – obwohl er eigentlich auch ein Hardliner ist.

Er hat es schon wieder geschafft: Auch bei den Vorwahlen in Nevada hat Donald Trump den ersten Platz belegt und so das Gros der Delegiertenstimmen auf sich vereint. Dass der umstrittene Milliardär damit drei der bisher vier Vorwahlen gewonnen hat, zeigt, dass er die Aufmerksamkeit in den Medien tatsächlich in Wählerstimmen umwandeln kann.

Dass der frühere Reality-TV-Star tatsächlich in den Zweikampf um das Weisse Haus ziehen, ja gar amerikanischer Präsident werden könnte – das verheissen diese Ergebnisse allerdings nicht. Noch nicht. Schliesslich hat Trump erst 81 der 1237 Delegiertenstimmen hinter sich, die es für einen Sieg bei der republikanischen Nominierung braucht.

Doch es wird höchste Zeit, dass Trump einen klaren Gegenspieler erhält. In den kommenden drei Wochen werden bei den Vorwahlen mehr als 1300 Delegiertenstimmen vergeben (die meisten davon allerdings proportional und nicht im Winner-take-all-Prinzip). So lange sich noch vier Kandidaten um die Stimmen der Nicht-Trump-Wähler streiten, wird der Milliardär lachend seinen Vorsprung zum Rest des Kandidatenfeldes ausbauen.

Derzeit deutet vieles darauf hin, dass der Senator Marco Rubio aus Florida der Kandidat des Establishments werden dürfte. Seit sein Ziehvater und Konkurrent Jeb Bush ausgeschieden ist, stellen sich immer mehr führende Republikaner und Wähler hinter ihn. Die Rolle des Antagonisten im republikanischen Wahlkampfdrama scheint Rubio auf den Leib geschnitten: Er wirkt mit seinen 44 Jahren deutlich frischer als der 69-jährige Trump, hat kubanische Wurzeln und verfügt über gerade genug politische Erfahrung, um sich mit einem Leistungsausweis zu schmücken, aber nicht als Sesseldrücker aus Washington zu gelten.

Doch nur im Vergleich mit Trump sowie dem ebenfalls radikalen Marktschreier Ted Cruz – der auch darum kämpft, Trumps Herausforderer zu werden – wirkt Rubio gemässigt. Tatsächlich vertritt er, der 2010 im Rahmen der Tea-Party-Bewegung in den Senat gewählt wurde, durchaus extreme Ansichten: Waterboarding betrachtet er als legitime Verhörtechnik, Abtreibungen lehnt er rigoros ab, ebenso wie die gleichgeschlechtliche Ehe. Obamas Gesundheitsreform würde er genauso rückgängig machen wie die Annäherung an Iran. Selbst gegenüber illegalen Einwanderern markiert Rubio nun eine harte Haltung, obwohl er 2013 zunächst eine Einwanderungsreform unterstützt hatte. Als ihm politischer Gegenwind ins Gesicht blies, kehrte er seinem Vorhaben den Rücken zu.

Da wirkt es schon fast als Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet Rubio nun die Rolle des Moderaten zufallen könnte.

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