Merkel and Trump Have One Trait In Common After All

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Eine Eigenschaft verbindet Merkel dann doch mit Trump

Bei dem Treffen zwischen Merkel und Trump wird die Normalität zur Sensation. Gerade der Umgang der beiden zeigt, warum sie trotz ihrer Unterschiedlichkeit wohl passabel miteinander auskommen werden.

Sie wirkten ganz und gar nicht wie Freunde, die Kanzlerin und der Präsident, als sie am Freitag im Weißen Haus erstmals zusammen trafen. Oder wie Fremde, deren Chemie auf Anhieb stimmte. Aber, und das ist entscheidend, sie wirkten, trotz ihrer gänzlich unterschiedlichen Charaktere, nicht wie Feinde oder wie Menschen, die miteinander stumm würden.

Da war der Fototermin im Oval Office, er lächelte in die Kameras, schaute sie kaum an, und als Fotografen den Politikern zuriefen, sie sollten sich die Hand geben, wollte sie wohl, eine kurze Bewegung und eine raunende Bemerkungen signalisierten das, aber er reagierte nicht. Kalte Schulter? Nein, mutmaßlich hatte er es wirklich nicht gehört.

Es folgten das Gespräch des Gastgebers und der Besucherin unter vier Augen im Oval Office und eine Diskussion am Runden Tisch mit Wirtschaftsvertretern. Und dann, am frühen Nachmittag, standen sie gemeinsam vor einer Pressekonferenz, und Trump war ganz Prinz Charming. Er lobte Merkel, die deutsche Wirtschaft, Deutschlands Einsatz in Afghanistan und er erinnerte an die 55 Bundeswehrsoldaten, die dort fielen.

Merkel strich die Bedeutung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses heraus, empfahl Deutschland weiter als Partner für die USA und bedankte sich beim Präsidenten für den Empfang im Weißen Haus.

Nichts davon war sensationell, nichts ungewöhnlich. Aber in Zeiten eines so außergewöhnlichen Präsidenten wie es Donald Trump ist, wird mitunter die Normalität zur Sensation. Man ist nett zueinander, man behandelt sich wechselseitig passabel.

Dabei wurden die Bruchstellen durchaus deutlich. Der Präsident bekannte sich zur Nato, wiederholte aber seine Forderung an die Verbündeten, „ihren fairen Anteil an den Verteidigungskosten zu zahlen“.

Die Kanzlerin sagte dies zu, bis 2024 werde Deutschland den Verteidigungsetat (von jetzt 1,2 Prozent) auf die vertraglich vereinbarten zwei Prozent des Bruttosozialprodukts erhöhen. Dachte sie dabei, in sieben Jahren müsse Trump ja nicht mehr Präsident sein, oder wenn doch, dann schon in seinem letzten Jahr?

Merkel kann mit Veränderungen umgehen

Mehr spricht dafür, dass Merkel diese Forderung ernst nimmt und nicht nur als momentane Idee des gegenwärtigen Commander-in-Chief begreift. Trump setzt gerade Standards, die nicht sämtlich mit ihm Washington wieder verlassen werden.

Und Merkel kann mit derartigen Veränderungen umgehen. Das hat sie nicht nur nach dem Fall der Mauer bewiesen, sondern auch beim Wechsel von George W. Bush zu Barack Obama. Zu beiden fand sie, trotz ihrer Differenzen, einen nicht herzlichen, aber doch professionellen und belastbaren Draht.

Das dürfte ihr sogar mit dem dritten Präsidenten der USA während ihrer Amtszeit gelingen. Mitunter mag sie sich ihren Teil über Trump denken. So wie bei seiner vom aktuellen Problem ablenkenden, aber schlagfertigen Bemerkung, in Bezug auf Telefonüberwachung durch die vorige Administration hätten sie und er ja möglicherweise etwas gemeinsam.

Politprofi tifft auf Amateur

Im Saal wurde gelacht, die Kanzlerin krampfte eine mögliche Reaktion weg. Sie wird manches nicht sagen, weder ihm ins Gesicht noch über Twitter der ganzen Welt.

Merkel ist ein abgeklärter Politprofi. Trump ist ein leidenschaftlicher Amateur. Aber beide sind Pragmatiker, frei von Ideologien. Das schließt künftige Verwerfungen bis hin zu ernsthaften Krisen zwischen Berlin und Washington ganz und gar nicht aus.

Viel spricht trotzdem dafür, dass die Kanzlerin und der Präsident auch in derartigen Situationen noch miteinander reden können. Mehr war nach dem ersten Besuch nicht zu erwarten. Und das ist schon eine ganze Menge.

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