Trump Speech Full of Platitudes

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Donald Trump hat einen Tag lang nicht getwittert, niemanden beleidigt und keinen Mitarbeiter gefeuert. Ob das reicht, das Land zu einen? Ein Kommentar.

Er hat es tatsächlich geschafft. Einen ganzen Tag lang hat Donald Trump nicht getwittert, niemand beleidigt und keinen Mitarbeiter gefeuert. Stattdessen hielt der Präsident im Kongress eine Regierungserklärung, die zumindest in Stil und Form dem feierlichen Anlass halbwegs angemessen war. An der ersten offiziellen Rede zur Lage der Nation hatten die Berater im Weißen Haus wochenlang gefeilt. Trump las den Text merkwürdig müde und uninspiriert vom Teleprompter ab. So vermied er impulsive Ausbrüche. Das von ihm beschworene Gefühl, in Amerikas besten Zeiten zu leben, wollte sich beim Zuschauer hingegen nicht so recht einstellen.

Ein Übermaß an Selbstlob vor allem für die gute wirtschaftliche Lage und die Steuerreform, viel Pathos über Amerikas alte und neue Größe, die Beschwörung nationaler Werte: Im Grunde klang die im ganzen Land mit Spannung erwartete Ansprache wie ein Zusammenschnitt der besten Trump-Plattitüden. Sieht man von der Ankündigung ab, das Gefangenenlager Guantanamo offenzuhalten, hatte der Präsident wenig Neues zu verkünden.

Mehr Geld für das Militär, ein Vorstoß zur Einwanderungspolitik, ein billionenschwerer Infrastrukturplan, der Kampf gegen die dramatische Sucht-Krise in den USA – alles das verspricht Trump seit einem Jahr. Konkreter wurde er auch am Dienstagabend nicht. Bemerkenswert war allenfalls, dass der Präsident das Freihandelsabkommen Nafta, gegen das er in jeder Wahlkundgebung polemisiert hatte, mit keinem Wort mehr erwähnte.

Donald Trump spaltet

Eine Botschaft der Versöhnung und des Optimismus wolle der Präsident aussenden, hatten seine Büchsenspanner vorher verbreitet. Doch trotz aller Erfolgsmeldungen vom Aktienmarkt und dem Kampf gegen die Terrororganisation ISIS war Trumps Ansprache stark von finsteren Gefahren geprägt. Und obwohl er mehrfach zur überparteilichen Zusammenarbeit und zur nationalen Einheit aufrief, hatte man nicht den Eindruck, dass ihm der Appell ernst gemeint war.

Bereits die Verknüpfung einer humanitären Lösung für die von Abschiebung bedrohten 700.000 Kinder illegaler Einwanderer in den USA mit der Finanzierung der Grenzmauer zu Mexiko macht eine Einigung nicht sehr wahrscheinlich. Dass Trump aber Zuwanderer aus dem Süden, die mit der Hoffnung auf ein besseres Leben ins Land kommen und hier in der Landwirtschaft oder Gastronomie gerne beschäftigt werden, weil kein Amerikaner die Jobs ausüben will, in einem Atemzug mit Drogenschmugglern und den lateinamerikanischen MS-13-Mörderbanden nannte, verärgerte viele Oppositionspolitiker endgültig.

So blieb sich Trump trotz des zeitweise einschläfernden Tons seiner Rede am Ende doch treu: Er ist ein Spalter, kein Versöhner. Die dramatische Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft wird dieser Präsident ganz sicher nicht überwinden.

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