06.03.2009
Das Ende der Eiszeit
Von Olaf Standke
Glaubt man den Botschaften aus Brüssel, weht der Wind des Wandels durch die NATO-Hallen. Für die Frühlingsbrise sorgte Hillary Clinton, die neue Außenministerin der USA. Sie sei mild, hört man, und reiche bis nach Moskau. Dort sollen schon vor der gestrigen Pakt-Tagung Liebesgrüße aus Washington eingetroffen sein, mit der Offerte, auf den geplanten US-amerikanischen Raketenschild vor der Haustür Russlands zu verzichten, wenn der Kreml nur im Kampf gegen Teherans Atompläne kooperiere. Konstruktiv wolle man künftig wieder zusammenarbeiten, betonte nun auch Clinton. Ein erstes sichtbares Zeichen ist die gegen den Widerstand osteuropäischer Mitgliedstaaten beschlossene Wiedereinsetzung des Russland-NATO-Rates. Vor allem auf Druck der Bush-Regierung hatte die Allianz den Dialog nach dem Kaukasus-Konflikt im Vorjahr einseitig auf Eis gelegt.
Die Rückkehr zur Normalität wird in Moskau als »Sieg des gesunden Menschenverstandes« begrüßt – und sie ist in der Tat eine Voraussetzung, um dringende sicherheitspolitische Probleme zu lösen, ob nun global oder regional. Wie dauerhaft dieses Tauwetter ist, bleibt allerdings abzuwarten. Denn von Hillary Clinton war gestern auch zu hören, dass man die NATO-Türen für Länder wie Georgien und die Ukraine wie bisher weit offen halten werde. Und das dürfte in Moskau kaum auf Gegenliebe stoßen.
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