Romney Should Drop Out for His Own Good

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Romney sollte um seiner selbst willen verzichten

VON MARTIN KLINGST

12. Januar 2015

Zweimal schon wollte Mitt Romney für die Republikaner US-Präsident werden. Er scheiterte mit spektakulären Vorschlägen. Jetzt will er es noch einmal wissen.

Totgesagte leben länger – und jene, die sich selber für tot erklärt haben, anscheinend noch länger. Dies jedenfalls gilt für den Republikaner Mitt Romney. Soeben hat er in Manhattan vor 30 betuchten Amerikanern verlautbart, er überlege sich, 2016 zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat anzutreten: erst, um die republikanischen Vorwahlen zu gewinnen und dann, um endlich das Weiße Haus zu erobern.

Und damit kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Überlegung aufkommen kann, forderte Romney seine Gäste auf, diese Botschaft ins Land zu tragen. Auch seine Frau Ann, teilte er mit, sei nach anfänglichem Zögern für seine Kandidatur, nur seine fünf Söhne seien noch gespalten.

Wir erinnern uns: 2008 unterlag der ehemalige Gouverneur von Massachusetts in den republikanischen Vorwahlen seinem Konkurrenten John McCain. Danach ließ er seine Partei wissen, er habe keine weiteren Ambitionen aufs Oval Office. Gleichwohl, vier Jahre später versuchte er es noch einmal, angeblich weil ihm seine Frau und die Söhne dringend zugeraten hätten. Damals gelang es Romney zwar, in einem äußerst zähen Kampf endlich die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei zu gewinnen, am Ende aber verlor er krachend gegen Barack Obama.

Vor einem Jahr verneinte Romney Ambitionen

Nach dieser zweiten schmählichen Niederlage ging er in Klausur und verkündete alsbald, nun werde er sich nie wieder um das Weiße Haus bewerben. Noch vor einem Jahr antwortete Romney auf die Frage der New York Times, ob er vielleicht doch wieder antreten werde: “Oh no, no, no. No, no, no, no, no. No, no, no.” Ein elffaches Nein – deutlicher kann man sich eigentlich nicht erklären.

Doch was schert mich mein Geschwätz von gestern! Dies ist Romneys Lebenslosung und die Richtschnur für seine Karriere und seine Politik. Als Gouverneur führte er im Bundesstaat Massachusetts eine allgemeine Krankenversicherungspflicht ein. Sie gleicht Obamas heiß umkämpftem Gesundheitsgesetz fast bis aufs Haar. Doch diese Parallelität hinderte Romney nicht daran, Obamas Reform im Wahlkampf 2012 als sozialistisches Hirngespinst zu verunglimpfen.

Als Romney weiland den Neuenglandstaat regierte, gerierte er sich moderat und liberal, sonst wäre er dort auch nie zum Gouverneur gewählt worden. Doch als er 2008 Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden und den Konkurrenten John McCain aus dem Feld schlagen wollte, rückte er aus taktischen Überlegungen stramm nach rechts. 2012 hingegen agierte er mal so, mal anders.

Unvergessene Vorschläge Romneys

Unvergessen bleibt sein Vorschlag, illegale Einwanderer aus Lateinamerika sollten sich doch am besten selber deportieren. Das trug ihm von allen Seiten Häme ein. Präsidentensohn und Präsidentenbruder Jeb Bush, der sich derzeit ebenfalls ernsthaft überlegt, in den republikanischen Ring zu steigen, verweigerte ihm darum im Vorwahlkampf 2012 lange Zeit seine Unterstützung. Seitdem sind Bush und Romney in herzlicher Feindschaft vereint.

Seinen Gästen in Manhattan verkündete Romney jüngst auch stolz, dass er bereits ein zentrales Thema für einen möglichen Wahlkampf gefunden habe: Armut. Er wolle die krasse Kluft beseitigen zwischen jenen, die sündhaft viel verdienen, und denen, die sich mit drei Jobs kaum über Wasser halten können.

Wieder einmal reibt man sich verdutzt die Augen und fragt: Welcher der vielen Mitt Romneys präsentiert sich jetzt? Im letzten Wahlkampf spielte er den kühlen Unternehmer, der glaubte, jeder sei seines Glückes Schmied, und dem scheinbar jedes Verständnis für die Verlierer des amerikanischen Gesellschaftsmodells fehlte. Damals behauptete er, egal was passiere, 47 Prozent der Amerikaner würden sowieso blind für Obama stimmen. Es seien jene, die vom Staat abhingen, die sich als Opfer sähen und meinten, sie hätten einen absoluten Anspruch auf staatliche Gesundheitsversorgung und Fürsorge.

Die Republikaner ertrugen ihn eher

Dieser Satz kostete Romney 2012 viele Sympathien und charakterisierte ihn, den Multimillionär, allerdings unberechtigt und völlig übertrieben, als einen eiskalten und berechnenden Menschen. Dabei ist er weit mitfühlender und empfindsamer, als seine Gegner ihn darstellen. Sein größtes Problem ist seine Steifheit, seine bleierne Rhetorik und seine Ungeschicklichkeit.

Und nun will er es tatsächlich ein drittes Mal wissen? Er kann doch nicht vergessen haben, wie sehr er sich mit seiner oft unbeholfenen Art selber im Wege steht. Er muss doch wissen, dass die stramm rechte republikanische Parteibasis ihn nicht liebt, sondern nur zähneknirschend ertrug, weil sie am Ende keinen besseren Kandidaten aufs Schild heben konnte.

Daran hat sich absolut nichts geändert. 60 Tage will er sich jetzt Zeit nehmen, bevor er eine endgültige Entscheidung trifft. Vor allem um seiner selbst willen sollte Mitt Romney auf eine dritte Kandidatur verzichten.

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