Amerikas Aufstand der Benachteiligten
Die Trump-Anhänger verändern die US-Politik stärker als die Sanders-Bewegung In den Medien ist Bernie Sanders der große Gewinner der US-Vorwahlen vom Dienstag: Sein Sieg über Hillary Clinton im großen Bundesstaat Michigan war die Überraschung des Tages. Aber bei der wichtigeren Frage der Delegiertenstimmen hat Clinton dank ihrer riesigen Mehrheit in Mississippi Sanders erneut ausgestochen. In Michigan war sein Vorsprung bei Stimmen und Delegierten nur klein. Die Chancen, dass Sanders Clinton die Nominierung streitig macht, sind immer noch gering. Die Stärke des Senators aus Vermont hat sogar eine gute Seite für Clinton: Der Kampf um die Nominierung bleibt auch bei den Demokraten interessant und wird nicht völlig von der Schlammschlacht bei den Republikanern überschattet. Das bringt noch einige Monate mediale Aufmerksamkeit. Sanders drängt Clinton ein wenig weiter nach links. Aber allzu sehr darf sie sich nicht von der Mitte entfernen, wenn sie bei der Präsidentenwahl im November unabhängige Wähler ansprechen will. Sanders’ Revolution wird wohl steckenbleiben.
Albtraum des Establishments Bei den Republikanern wird der Albtraum des Establishments immer stärker. Donald Trump hat erneut triumphiert und seinen Vorsprung ausgebaut. Der Einzige, der mit ihm mithalten kann, ist der genauso verhasste Ted Cruz. Marco Rubio hat wieder enttäuscht und droht auch seinen eigenen Bundesstaat Florida am kommenden Dienstag gegen Trump zu verlieren, der dort dann alle Delegiertenstimmen für sich beanspruchen könnte. Sein Vorsprung würde dadurch fast uneinholbar werden. Und auch John Kasich blieb in Michigan unter den Erwartungen; moderate Republikaner haben bald gar keine realistische Option mehr.
Amerikas Aufstand der Benachteiligten
KommentarEric Frey9. März 2016, 12:05
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Die Trump-Anhänger verändern die US-Politik stärker als die Sanders-Bewegung
In den Medien ist Bernie Sanders der große Gewinner der US-Vorwahlen vom Dienstag: Sein Sieg über Hillary Clinton im großen Bundesstaat Michigan war die Überraschung des Tages. Aber bei der wichtigeren Frage der Delegiertenstimmen hat Clinton dank ihrer riesigen Mehrheit in Mississippi Sanders erneut ausgestochen. In Michigan war sein Vorsprung bei Stimmen und Delegierten nur klein.
Die Chancen, dass Sanders Clinton die Nominierung streitig macht, sind immer noch gering. Die Stärke des Senators aus Vermont hat sogar eine gute Seite für Clinton: Der Kampf um die Nominierung bleibt auch bei den Demokraten interessant und wird nicht völlig von der Schlammschlacht bei den Republikanern überschattet. Das bringt noch einige Monate mediale Aufmerksamkeit.
Sanders drängt Clinton ein wenig weiter nach links. Aber allzu sehr darf sie sich nicht von der Mitte entfernen, wenn sie bei der Präsidentenwahl im November unabhängige Wähler ansprechen will. Sanders’ Revolution wird wohl steckenbleiben.
Albtraum des Establishments
Bei den Republikanern wird der Albtraum des Establishments immer stärker. Donald Trump hat erneut triumphiert und seinen Vorsprung ausgebaut. Der Einzige, der mit ihm mithalten kann, ist der genauso verhasste Ted Cruz. Marco Rubio hat wieder enttäuscht und droht auch seinen eigenen Bundesstaat Florida am kommenden Dienstag gegen Trump zu verlieren, der dort dann alle Delegiertenstimmen für sich beanspruchen könnte. Sein Vorsprung würde dadurch fast uneinholbar werden.
Und auch John Kasich blieb in Michigan unter den Erwartungen; moderate Republikaner haben bald gar keine realistische Option mehr.
Lieber Trump als Cruz
Wenn Cruz die einzige Alternative zu Trump wird, dann wird sich die Partei eher für den populistischen Milliardär als für den erzkonservativen Senator entscheiden. Dank seines Charismas und seiner Unberechenbarkeit hat Trump auch bessere Chancen gegen Clinton als Cruz, der nur ein Kandidat für den ultrakonservativen Rand ist. Offenbar kommt auch die millionenschwere Kampagne gegen Trump bei den republikanischen Wählern nicht an – zumindest nicht bei den knapp 40 Prozent, die weiterhin für ihren Maulhelden stimmen.
Der Kern der Trump-Anhänger ähnelt in vieler Hinsicht den Wählern der FPÖ und anderer rechtspopulistischer Parteien in Europa: weiß, männlich, wenig gebildet und wirtschaftlich benachteiligt und sozial verunsichert. Republikanische Politiker haben bisher zwar um solche Stimmen gebuhlt, sie aber sonst ignoriert.
Diese Gruppe gibt nun in der Partei immer mehr den Ton an. Dass sie bei Präsidentenwahlen mehrheitsfähig ist, glaubt noch kaum jemand. Aber ihr Aufstand gegen das Establishment dürfte – anders als die viel sympathischere Sanders-Bewegung – die US-Politik grundlegend verändern.
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