Trump Is Over, But That’s Not Necessarily Good for Biden’s Democrats

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Mit Trump ist es vorbei, für Bidens Demokraten ist das aber nicht unbedingt von Vorteil

Eine kleine Warnung vorweg: Beim heutigen Thema lag der Autor dieser Zeilen bereits einmal völlig daneben. Nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 hieß es an dieser Stelle, dass das der Tropfen zu viel gewesen sein könnte und Donald Trump nun endgültig diskreditiert, eine weitere politische Karriere unvorstellbar sei. Na gut, erstens kommt es anders, zweitens als Journalisten denken. Und so gab es wieder ein Zittern bei den Midterms und alle bangten diese Woche, ob der „rote Tsunami“ über Amerika hinwegfegen und Trump der große Gewinner im Hintergrund sein würde.

Nach dem Sturm auf das Kapitol stand Trump schnell wieder auf. Die ganzen Lügen vom Wahlbetrug, die fortwährende Hetze, all die Skandale und Prozesse änderten ganz genau gar nichts daran, dass die GOP ihrem Ex-Präsidenten weiter die Treue hielt und auf ihn setzte. Kurzum, die republikanische Partei schien fest entschlossen, sich von The Donald freiwillig in eine ziemlich irre Sekte, in einen Personenkult verwandeln zu lassen.

Doch jetzt ist der vorhergesagte Erdrutschsieg der Republikaner ausgeblieben. US-Präsident Joe Biden und seine Demokraten dürfen die Wahlen zum Senat und zum Repräsentantenhaus trotz Verlusten für sich als Erfolg verbuchen. Trump gilt in den Augen vieler als der große Verlierer. Innerhalb der republikanischen Partei wird das Murren merklich lauter. Amerikas Konservative zweifeln inzwischen daran, ob Trump der richtige Kandidat für die Präsidentenwahlen von 2024 ist.

Es ist durchaus nachvollziehbar, sollten Sie diesen Zeilen aufgrund der oben erwähnten Vorgeschichte kein Vertrauen schenken. Trotzdem lässt sich derselbe Ausblick erneut wagen: Nach diesen Zwischenwahlen war es das jetzt für Donald Trump, der wird nicht mehr Präsident.

Anders als nach seiner verlorenen Wahl im Herbst 2020 und dem Sturm auf das Kapitol wenige Monate danach hat Trump dieses Mal ein Problem anderer Art, ein für ihn schwerwiegenderes – er hat jetzt einen sehr ernst zu nehmenden Konkurrenten innerhalb der republikanischen Partei. Am Dienstag richteten sich alle Scheinwerfer auf Ron DeSantis, den stramm rechten Gouverneur aus Florida, für den sich Trump im Wahlkampf nicht eingesetzt hatte. Vielleicht, weil er als „Trump mit Hirn“ umschrieben wird, wahrscheinlich weil Trump die Gefahr aus den eigenen Reihen witterte. DeSantis fuhr jenen Erdrutschsieg ein, den sich Trump für „seine“ Kandidaten und demnach für die eigene politische Zukunft gewünscht hatte, und überragte seinen demokratischen Widersacher um 20 Prozentpunkte.

DeSantis ist gegen die Aufarbeitung von Rassismus in Schulen, gegen Homosexuelle und Queere, gegen Corona-Restriktionen und gegen den „Genderwahn“. DeSantis ist, wie auch Trump, ein republikanischer Krieger im amerikanischen Kulturkampf. Aber DeSantis hat Trumps Lüge vom Wahlbetrug nie mitgetragen.

Das sind alles schlechte Neuigkeiten für Trump – und gute für den Zustand der amerikanischen Demokratie. Aber das sind gleichzeitig keine guten Aussichten für die Demokraten. Sollte DeSantis tatsächlich in den Ring steigen und in zwei Jahren nächster Präsident der USA werden wollen, wären die Republikaner den Demokraten einen gewaltigen Schritt voraus. DeSantis ist 44 Jahre alt, Biden 79. Und ein Star, wie ihn die Republikaner jetzt mit ihrem Mann aus Florida haben, ist bei den Demokraten nicht einmal am Horizont zu erkennen.

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