America's Debate on Guns: Nearly 'Incomprehensible'

<--

Wessen Freiheit?

By Daniela Schöneburg Schultz

Das schlimmste Massaker in der Geschichte der USA fand vor wenigen Tagen an einer Hochschule in Blacksburg statt. Ein psychisch schwer gestörter 23-Jähriger erschoss 32 Studenten und schließlich sich selbst.

Die Diskussion um die großzügigen Waffengesetze in den USA flammt wieder auf und schon beeilt sich Virginias demokratischer Gouverneur Kaine zu beteuern, dass er an ,,einer Debatte über Waffenkontrolle nicht interessiert” ist. In die gleiche Kerbe haut sogleich der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Harry Reid, und warnt vor ,,übereilten Schritten für eine stärkere Waffenkontrolle”. In den USA wird der individuelle Besitz von Schusswaffen auf Grund des ,, zweiten Verfassungszusatzes” als Verfassungsrecht angesehen. Auch die Sprecherin von George W. Bush hat nach dem Amoklauf von Blacksburg das US-Waffenrecht sofort verteidigt. Menschen hätten “ein Recht, Waffen zu tragen”, nur müssten alle Gesetze befolgt werden.

Was für eine Schlussfolgerung! Nun, für die derzeitige US-Regierung, die nicht gerade für scharfsinnige Analysen bekannt ist, ist es offenbar so einfach. Scharfsinnig ist auch die Äußerung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain. Der erklärte: ,,Wir müssen sicherstellen, dass diese Art von Waffen nicht in die Hände böser Menschen fällt”.

Es ist nicht zu verstehen: Selbst ein solches Blutbad, dass sich täglich wiederholen kann, reicht also nicht aus, um Waffenbesitz zu erschweren oder bestehende Gesetze zur Einschränkung des Waffenbesitzes durchzusetzen. In manchen Bundesstaaten werden Schusswaffen ohne jegliche Registrierung auf Flohmärkten verhökert.

Die Kultur des Waffenbesitzes ist in der US-Gesellschaft derart tief verankert, dass die Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern einem ,,Kampf der Kulturen” gleichkommt. Präsident Bill Clinton soll einmal gesagt haben: “Ändert die Kultur, dann ändere ich die Gesetze.” Da kulturelle Änderungen jedoch eine immens langfristige Angelegenheit sind, ist eine Verschärfung der Waffengesetze in den USA, dem ,,freiesten Land der Welt” wohl relativ unwahrscheinlich. Doch die eigene Freiheit endet immer dort, wo man anderen Schaden zufügt. Das sieht man in den USA anders, Blacksburg und Littleton werden sich also wiederholen.

About this publication