The U.S. Confronts the Limits of Power

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WASHINGTON. Der Kandidat zeigt sich trotz kugelsicherer Weste gut gelaunt. Als der republikanische Präsidentschaftsbewerber John McCain am Wochenende im Irak eintraf, diente die Visite vor allem einem Zweck: Außen- und militärpolitische Erfahrung und Zuverlässigkeit zu zeigen. Dass er für diese Demonstration ausgerechnet das umstrittenste Militär-Abenteuer der jüngeren US-Geschichte wählte, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass der Vietnam-Kriegsheld die Sicherheitspolitik als Wahlkampfthema Nummer eins gewählt hat.

Ende des Konflikts nicht abzusehen

Fünf Jahre nach dem Angriff der US-Truppen auf Irak am 20. März 2003 sehen selbst die größten Unterstützer die Mission als gescheitert an. Ein Ende des Konflikts ist nicht abzusehen, trotz deutlich verbesserter Sicherheitslage und trotz aller Wahlversprechen der Demokraten Hillary Clinton und Barack Obama, den Krieg rasch zu beenden, sollte einer von ihnen ins Weiße Haus einziehen.

SPECIAL: Zu den Wahlergebnissen

Der Irakkrieg ist das Erbe des Präsidenten George W. Bush und droht noch für lange Zeit das Schicksal Amerikas zu bleiben. Zwar hofft der Präsident, dass ihm eines Tages „die Geschichte recht geben wird“. Aber selbst glühende Befürworter betrachten diesen Krieg kaum als Erfolg. Zu bitter ist die Bilanz des zweitlängsten Waffengangs in der US-Geschichte, den Ex-Außenministerin Madeleine Albright als „größte Katastrophe der US-Außenpolitik, schlimmer als Vietnam“ geißelt.

Die zentrale Begründung des Irakkriegs – angebliche Massenvernichtungswaffen – hat sich längst als Lug und Trug erwiesen, Bushs Vision blühender Demokratien in der islamischen Welt als Illusion, die Hoffnung auf Stabilität in Nahost als Chimäre. Und die angestrebte neue Weltordnung unter US-Führung scheint in weiter Ferne. „Der Krieg hat uns die Grenzen unserer Macht gezeigt“, heißt es in einer Analyse eines renommierten Politikinstituts. Als regionaler Gewinner darf sich Iran betrachten, aufstrebende Atommacht und erklärter Feind des „US-Imperialismus“. Ausgerechnet Teherans Präsident Ahmadinedschad wurde jüngst in Bagdad von der Führung Iraks mit Herzlichkeit empfangen.

Inzwischen weiß Washington um die Fehler des Krieges, bei dem die „Koalition der Willigen“ nie als Befreier empfangen worden war. Die Zahl der Invasionstruppen erwies sich schon 2003 als zu klein, um nach dem raschen Sturz des Diktators Saddam Husseins Sicherheit im Land zu garantieren. Die Zerschlagung des Militärs und der Baath-Partei hinterließ ein gefährliches Machtvakuum. Die uralten Spannungen zwischen Kurden, Schiiten und Sunniten wurden ebenso unterschätzt wie die Kräfte des Aufstands und Terrors.

Schließlich ruinierten Menschenrechtsverletzungen wie in Abu Ghoreib den Ruf der US-Truppen. Der Irak und die USA mussten einen enormen Preis für den Sturz des Diktators Saddam zahlen: Zigtausende Iraker und fast 4000 Amerikaner wurden getötet (siehe unten). Die Reputation der USA in der Welt als freiheitliche Führungsmacht wurde nachhaltig beschädigt.

Vorsichtiger Optimismus

Nicht einmal die jüngsten Erfolge im Kampf gegen die Gewalt nach Aufstockung der US-Truppen auf 160 000 Mann haben die Haltung der Amerikaner verändert. Laut Umfragen betrachten den Krieg zwei Drittel als Fehler.

Dennoch blüht in Washington vorsichtiger Optimismus, dass der Irak vielleicht kein zweites Vietnam werde. Doch auch unter Konservativen glauben nur wenige, dass das Land mit seiner traumatisierten Bevölkerung wirklich einmal ein „Leuchtturm der Demokratie“ sein werde, wie es sich Bush erträumte. (fdi / dpa)

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