Ferien mit Cowboyhut: USA bei deutschen Urlaubern im Aufwind
Berlin (dpa/tmn) – Der Dollar ist günstig, die Stimmung super: Wer auf der Reisemesse ITB in Berlin (5. bis 9. März) mit Vertretern der US-Tourismusämter sprach, schaute nur in lachende Gesichter.
Ein ganz neues Gefühl, nachdem die Amerikaner in den vergangenen Jahren fast immer sinkende Touristenzahlen aus «Good old Germany» zu beklagen hatten. Doch es geht bergauf: Erstmals seit dem Ende der 90er Jahre legte die Besucherzahl aus Deutschland wieder deutlich zu. Sie stieg 2007 um acht bis neun Prozent und erreichte knapp 1,5 Millionen. Und es geht im gleichen Takt weiter: 2008 erwarten die USA rund 1,58 Millionen Deutsche und damit ein Plus von fünf Prozent.
Es ist aber nicht nur der Wechselkurs zum Dollar, der mit seiner Rekordjagd das Interesse am «Land der unbegrenzten Möglichkeiten» neu entfacht – es ist auch die Aussicht auf einen politischen Wechsel. «Das Image Amerikas in Deutschland wandelt sich, der Wahlkampf wird positiv aufgenommen», sagt Dörte Buss, die Repräsentantin der Neuengland-Staaten in Deutschland. Der «Traum der Deutschen von Amerika» sei in den vergangenen Jahren «von anderen Dingen verdrängt worden, aber jetzt kommt er zurück». Und Wolfgang Streitbörger, der die Südstaaten Tennessee, Georgia und Mississippi vertritt, hat sogar «das Gefühl, dass gerade ein Damm bricht. Es hat sich eine große Sehnsucht nach den USA aufgestaut. Die sucht sich jetzt ihren Weg».
In diesem Jahr werden nicht nur die treuen USA-Fans über den Atlantik fliegen, sondern auch viele Erstbesucher, erwartet Rita Hille, die Präsidentin des Visit USA Committee Germany (VUSA). Diese Touristen dürfte es vor allem in die klassischen Ziele wie New York, Florida, Kalifornien und den Südwesten ziehen. Viele Stammgäste werden dafür neue Flugverbindungen nutzen, die zu anderen Zielen führen: Lufthansa etwa fliegt in diesem Sommer von Frankfurt/Main aus auch nach Seattle im Nordwesten der USA, von Düsseldorf aus geht es mit der «Kranich-Airline» zum Beispiel nach Chicago. Und KLM/Northwest Airlines legen mit Umsteigen in Amsterdam eine neue Strecke nach Portland im Bundesstaat Oregon auf.
Einkaufen ist für viele Touristen ein Grund, in die USA zu reisen – für einen Euro gibt es immerhin rund 1,53 Dollar (Stand 7. März), so dass mancher nach Schnäppchen bei Kleidung oder Computerzubehör suchen dürfte. Es gibt aber auch viel Neues zu sehen: In der Hauptstadt Washington zum Beispiel das «Newseum», das am 11. April an einem neuen, größeren Standort eröffnet wird und sich «als einziges Museum weltweit mit der Geschichte des Nachrichtenwesens beschäftigt», sagt Matt Gaffney, Chef der Tourismusorganisation in der US-Hauptstadtregion. «Hier können Urlauber auch das größte Stück Berliner Mauer sehen, das in den USA ausgestellt ist.»
Auch die Neuengland-Region an der Ostküste erwartet deutlich mehr Besuch aus Deutschland: «Im Februar haben wir die Buchungszahlen der Reiseveranstalter für unsere Staaten verglichen und gesehen, dass wir 20 Prozent über dem Stand im Februar 2007 lagen», sagt Dörte Buss. Ein Anlass, die Region zu besuchen, sei nicht zuletzt das neue Zentrum von Boston im Staat Massachusetts. «Für 15 Jahre war das die größte Baustelle der USA», so Buss. Doch jetzt sei das mit enormem Aufwand vorangetriebene Stadterneuerungsprojekt fertig. Unter anderem wurde eine Autobahn mitten durch Boston unter die Erde verlegt.
Die verschärften Einreisebestimmungen für die USA spielten bei so viel Euphorie auf der ITB nur eine Nebenrolle. Unter anderem müssen an mehreren Flughäfen Besucher jetzt alle zehn Fingerabdrücke einscannen lassen, um ins Land zu kommen. Mit der Verschärfung ihrer Regeln hätten sich die USA «einen Bärendienst erwiesen», meint zwar zum Beispiel der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Klaus Laepple. Doch schon im gleichen Atemzug fügt er hinzu: «So dramatisch ist das mit der Einreise aber auch nicht» – eine Einstellung, die angesichts der steigenden Zahlen wohl auch viele Touristen teilen.
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