Präsident ohne Diplomatie
US-Präsident Bush ist mit seiner Forderung nach einer schnellen Aufnahme Georgiens und der Ukraine in das Bündnis gescheitert. Er war bereit, bedeutende Bündnispartner zu düpieren – nun muss er sich selbst als Unterlegener fühlen. Selbst das macht ihm aber wenig aus.
Ein Kommentar von Stefan Kornelius
George W. Bush hatte wohl die Hoffnung, dass man ihm seinen Willen erfüllen würde.
Angela Merkel befindet sich urplötzlich in einer heftigen, mehr symbolisch als inhaltlich bedeutsamen Auseinandersetzung mit dem US-Präsidenten.
Während die Bundeskanzlerin George W. Bush seit Monaten ihren Widerstand gegen das Nato-Aufnahmeprogramm für Georgien und die Ukraine klarzumachen versuchte, trug dieser 24 Stunden vor dem Nato-Gipfel den Dissens in die Öffentlichkeit – wohl in der Hoffnung, dass man ihm seinen Willen erfüllen würde.
So weit kam es nicht. Bush ist gescheitert an einer gewichtigen Gruppe im Nato-Bündnis. Er war bereit, bedeutende Bündnispartner zu düpieren – nun muss er sich selbst als Unterlegener fühlen. Selbst das macht ihm aber wenig aus, weil im Zentrum seiner jüngsten Mission nicht wirklich die Absicht stand, Georgien und die Ukraine an die Nato heranzuführen.
Bush wird getrieben von dem simplen, egoistischen Wunsch, ein letztes Mal die Botschaft von Demokratie und Freiheit in die Welt zu tragen. Bush tat dies konfrontativ und undiplomatisch; er ignorierte, dass die letzten Erweiterungsrunden der Nato nur funktionierten, weil Russland in den Prozess eingebunden war.
Bush hat niemanden eingebunden. Das rächte sich. Und wieder einmal steht Deutschland im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung, die die Nato spaltet. Zwar ist der Streit um die Ukraine und Georgien weit weniger bedeutend als die Kriegsentscheidung im Irak, das Muster aber wiederholt sich.
Deutschland hat seine Argumente bisher nicht gut genug verkauft und spricht, was die Rolle Russlands angeht, in der großen Koalition mit gespaltener Zunge. Noch ist Zeit, diese Defizite auszugleichen, ohne in die Obstruktionsecke gedrängt zu werden.
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