McCain: The Last Hope of the Republicans

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US-WAHLKAMPF

McCain – die letzte Hoffnung der Republikaner

Während die Demokraten noch untereinander streiten, ist der

republikanische Präsidentschaftbewerber John McCain bereits voll im Wahlkampf. Den versucht er mit einer starken Familiengeschichte, Tapferkeit und militärischem Ethos zu gewinnen. Denn die Partei, die hinter ihm steht, ist schwächer als der Gegner.

Patriotische Amerikaner jeglicher politischer Couleur denken gerne an ihre Nation wie es Abraham Lincoln einst tat: als „letzte, beste Hoffnung” auf Erden. Jetzt ist John McCain auf Tour durch Amerika, um den Wählern die verschiedenen Etappen seiner Familienbiographie näher zu bringen. Alle sollen von seinem tiefen inneren Bezug zu den Prinzipien der amerikanischen Gründerväter wissen.

Immerhin kämpfte einer von John McCains Ahnen für George Washington im Revolutionskrieg des 18. Jahrhunderts. Sowohl sein Vater wie auch sein Großvater waren Vier-Sternen-Admirale der US-Marine. Diese Woche hält John McCain in Orten

wie Arlington, Virginia oder auf dem Militärflughafen „McCain Field” in Meridian, Missippi, tief und öffentlich inne: Manche seiner Ahnen sind hier begraben.

Die beste Hoffnung der Republikaner

Der Dienst am Staate prägt die McCainsche Familientradition. In dieser mehr als schwierigen Endphase der Bush-Regierung entwickelt sich der 71-jährige Republikaner in der Tat zur „letzten, besten Hoffnung” einer konservativen Partei, die den Kandidaten in den letzten Jahrzehnten wegen seiner gemäßigten Ansichten einerseits und wegen des anarchistischen Zuges seiner Persönlichkeit andererseits ablehnte – und das mitunter sehr rüde.

McCains so genannte „biographische Tour” wurde von keinem anderen als von dem republikanischen Chefstrategen Karl Rove maßgeschneidert. Eben jener Karl Rove, der im Hauptverdacht steht, sich im Jahre 2004 in South Carolina gegen McCain und zugunsten von George W. Bush eine bitterböse Schmuddelkampagne ausgedacht zu haben. Also zeigen sich die

Republikaner trotz der Finanzkrise und des eher schlecht als recht geführten Irakkrieges insgesamt dickfellig, diszipliniert

oder versöhnlerisch, wie man’s nimmt.

Gelenkt von der Vergangenheit und militärischem Ethos

Aber John McCains Auftritte sind zweifelsohne nicht nur von den parteipolitischen Notwendigkeiten von heute gelenkt, sondern auch von dem Diktat der Vergangenheit.

Insbesondere von den hehren Idealen der Revolution, die ja nicht überall ihren Platz im heutigen amerikanischen Leben zu finden vermögen.

Als müsste er Hauptzeuge für das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz sein, riskierte John McCain während des Vietnamkrieges von seinem Hanoier Gefängnis aus alles. Und zwar in einem Krieg, der nicht gerade von vielen Repräsentanten der

amerikanischen Oberschicht persönlich ausgefochten worden ist. Schon bald nachdem McCain 1967 gefangen genommen worden war, erfuhren die Vietcong von Dritten, dass McCains Vater der Admiral für die US-Kriegsflotte im gesamten Pazifik war. Prompt wurde seine Entlassung in die Wege geleitet.

Doch fünf Jahre lang lehnte John McCain beharrlich seine eigene Freilassung ab, bis jeder amerikanische Soldat, der vor ihm verhaftet worden war, auch vor ihm entlassen wurde. In eben dieser Zeit hat McCains Vater wiederum die Bombardierung Hanois angeordnet, wohl wissend, dass sein Sohn in der nordvietnamesischen Hauptstadt eingekerkert war.

Das mag für manche grausam klingen, nach Todeskult sogar. Es zeugt aber von einem fast exzentrisch mutenden Militäradel, und das in einem Land, das von Anfang an den Adel mitsamt des

dazugehörigen martialischen Ethos abgeschafft hat. So pflegten und lebten die McCains ihren eigenen militärischen Ethos – und werden dafür bis heute bewundert.

John McCain behauptet von sich, er sei ein „unperfekter Diener” seines Landes. Er wirft seiner Familie masochistische Züge vor, er sagt von sich, er sehe aus wie Frankenstein. Aber McCains politische Physiognomie zeugt schon von etwas wie der Freiheit selbst. Und die Freiheit hat selten jenes perfekte Antlitz, das so manch ein Europäer von ihr erwartet.

Die Republikaner in der Krise

Im deutlichen Kontrast zu den hehren Familiengeschichten der McCains steht der Zustand der heutigen republikanischen Partei. Die Partei, die John McCain in diesem November aus dem Graben ziehen soll. Die operative Führung der Partei in Washington sah in den letzten Monaten wie gebannt zu, als eine ganze Riege ihrer bisher wichtigsten Politiker und Mitarbeiter von der Bühne abtrat. Es erweist sich zudem als

äußerst schwierig, neue Kandidaten für die entstandenen Lücken zu rekrutieren.

Aber es kommt noch schlimmer. Ein ganzes Heer von konservativen, so genannten „Blue Dog”-Demokraten harrt in

der Stellung und wartet darauf, im Herbst ehemalige republikanische Hochburgen zu erobern. Als der konservative Machtspieler Dennis Hastert aus Illinois letztes Jahr die

Flinte ins Korn warf, wurde sein Sitz im Repräsentantenhaus durch eine Sonderwahl von einem unbekannten Physiker namens Bill Foster mit einem Hang zur Sparpolitik sowie mancher grüner Tendenz geerbt. Auch in der Zukunft sind

solche Entwicklungen von Barack Obama und seinem Chefberater David Axelrod vorgesehen. Der republikanische

Parteimanager Tom Cole gab gegenüberder “New York Times” unumwunden zu, das sei mindestens vorläufig das „Ende der

Republikanische Partei.”

Und so steigt die Spannung dieses Wahljahres: Der Kandidat mit der größten Erfahrung führt die erheblich schwächeren

sowie demoralisierteren Truppen. Die stärkeren, ja euphorischeren Truppen der Demokraten haben wiederum die

schwächere Führung, solange kein Kandidat angesichts der sperrigen Parteiregelungen all die neue Energie eindeutig hinter sich bringen kann.

Auch mit der symbolischen Kraft seiner Biographie und dem Sog der Tradition wird John McCain in Richtung des Weißen Hauses mehr als schwer ziehen müssen. Die Demokraten dagegen werden von der Menge gegen das Weiße Haus auf

verheißungsvolle, wenn auch denkbar chaotische Weise eher geschoben. So sieht der Kampf um die Mobilisierung der letzten Wähler von John MCain gegen Barack Obama aus, wie der Unterschied zwischen Krieg und Rock ‘n’ Roll.

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