Teure Hamptons! Das Sylt der New Yorker ist Euro-Land
Am Montag feierte Amerika den „Memorial Day“. An diesem Tag werden die Todesopfer des Bürgerkrieges geehrt. Tatsächlich versammeln sich Hunderttausende Kriegsveteranen im ganzen Land zu Paraden. Doch für die meisten Amerikaner hat dieser Feiertag (letzter Montag im Mai) längst eine ganz andere Bedeutung: Sommer-Anfang. Hurra!!!!
Pünktlich zum „Memorial Day Wochenende“ haben auch New Yorks Schöne und Reiche die Saison eröffnet. Sie verließen Manhattan und drängelten sich im Stau in die rund 160 Kilometer östlich gelegenen Hamptons (das Sylt der New Yorker). Wie jedes Jahr verwandeln sich die verschlafenen Ortschaften am Atlantik über Nacht in einen der angesagtesten Party-Hotspots der USA. Steven Spielberg, die Olsen Zwillinge, Sarah Jessica Parker oder P. Diddy „sommern“ hier.
Am Donnerstag hatten noch Schulbusse und Pickups das Straßenbild beherrscht. Am Freitag übernahm die „Geld-Elite“ das Ruder. Bentley und Land Rover statt Kleinlastwagen und Ford Explorer. Finanz-Jongleure, Anwälte und Chirurgen statt Elektriker, Klempner und Gärtner. Armani statt Blaumann.
Während die Einheimischen sich noch über steigende Lebensmittel- und Benzinpreise sorgten, erkundigten sich die Wochenendler wichtig: Wie heißt der neueste Nachtklub? (Kobe Club). Hast du das Haus von Sex-and-the-City-Star Kim Cattrall gesehen? (In East Hampton direkt am Atlantik-Strand). Oder: Hast du schon gehört, dass das teuerste Haus für die drei Sommer-Monate eine Million Dollar Miete gekostet hat? (Die Villen, die mehr als 500 000 Dollar Miete kosten, sind bereits ausgebucht).
Doch eines war an diesem Sommerauftakt anders: Es sind nicht mehr nur die Dollar-Zahler, die mit dem Geld um sich werfen, sondern es werden auch Euro-Scheine gezückt. Der schwache Dollarkurs (für einen Euro gibt es 1,58 Dollar) hat Europas Währung in Amerikas teuerstem Feriengebiet salonfähig gemacht. Die Euro-Kunden kommen aus Spanien, Frankreich oder Deutschland und sie machen den New Yorkern Konkurrenz.
Einige Zahlen: 35 bis 45 Prozent der Gäste in den exklusiven Urlaubsorten kommen inzwischen aus dem Ausland, 20 Prozent der Sommer-Mieter aus der Euro-Zone. Das gleiche gilt für 10 Prozent aller Immobilien-Käufer, fünf Mal mehr als noch vor drei Jahren. Kein Wunder: Denn vor wenigen Jahren waren die Hamptons im Vergleich zu Europas beliebtesten Urlaubsparadiesen wie Mallorca noch unerschwinglich.
Robin Nader, Manager der Cynthia Rowley Boutique: „Wir erwarten einen Haufen Europäer. Und wenn die in Euro zahlen wollen, bitte schön…“ Und Sybille van Kempen, Besitzerin eines Delikatessen-Geschäfts, in dem ein Pfund Hummer-Salat 100 Dollar kostet, meinte: „Das sind nur 60 Euro. Geschenkt…“ Das Wechselgeld gibt es übrigens in Dollar…
Der neue Trend zum Euro erfreut indes nicht alle New Yorker. Die Tageszeitung New York Post lästerte: „Verräterische Geschäftsleute in den Hamptons steigen auf Euro um.“ Und der Restaurant-Besitzer Pierre Weber (ein eingewanderter Franzose) aus Bridgehampton meinte: „Das hier ist Amerika. Wer bei mir essen will, zahlt Dollar. Ich bin sicher, dass der Euro bald fallen wird…“
Doch bis es soweit ist, werden Euro-Kunden bevorzugt behandelt.
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