Erwägt George W. Bush den Wechsel zur katholischen Kirche? In Rom kocht die Gerüchteküche: Während Bush mit Papst Benedikt XVI. durch die Gärten des Vatikan spaziert, spekuliert Italiens Presse über einen möglichen Kirchenübertritt des evangelikalen US-Präsidenten. Sicher ist: der Papst gewährte Bush eine exklusive Unterredung.
US-Präsident George W. Bush ist am Freitag mit außergewöhnlichen Ehren von Papst Benedikt XVI. im Johannesturm in den Gärten des Vatikan empfangen worden. Der Papst widmete sich intensiv dem Staatsoberhaupt, das nicht katholisch ist, sondern zur Freikirche der Methodisten gehört.
Die Schweizergarde stand Wache, als Bush gemeinsam mit seiner Frau Laura vor dem mittelalterlichen Turm aus seiner schwarzen Limousine stieg. „Welche Ehre“, rief Bush aus, als er die Hand des Pontifex ergriff. Die US-Botschafterin im Vatikan, die Katholikin Mary Ann Glendon, küsste die Hand des Papstes bei der Begrüßung. Der Johannesturm ist nur für wenige erhabene Gäste des katholischen Oberhauptes reserviert, der seine Privataudienzen für gewöhnlich in seiner Bibliothek abhält. Nach der Unterredung war ein Spaziergang der beiden Männer in den idyllischen Gärten des Vatikan vorgesehen.
Übertrittsgerüchte wie bei Tony Blair
Italienische Zeitungen hatten vor der Bush-Audienz über einen möglichen Übertritt des Staatschefs zum Katholizismus spekuliert. Der konservative Journalist Carlo Rossella versicherte in einem Beitrag für „Il Messaggero“, er habe aus „glaubhafter Quelle“ gehört, dass Bush „über eine Konversion zum Katholizismus nachdenkt“.
Der US-Präsident habe dies kürzlich dem ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair eröffnet, der selbst unlängst der römisch-katholischen Kirche beigetreten war.
In der Zeitung „La Repubblica“ werden die Übertrittsgerüchte auf eine Aussage der Protokollchefin des Weißen Hauses, Nancy Goodman Brinker, zurückgeführt. Diese hatte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Ansa erklärt, Bush sei „ein großer Fan des Papstes und empfindet für ihn Hochachtung“.
Bush der Kirchenwechsler
Die Konversion zum Katholizismus wäre dann der zweite Kirchenübertritt des amtierenden Präsidenten: 1986 trat er aus der Anglikanischen Kirche aus und wechseltete zur evangelikalen Freikirche der Methodisten. Deren charismatische Botschaft der persönlichen Hinkehr zu Jesus Christus sprach den damals 40-Jährigen mehr an als die ehemalige Staatsreligion der Briten, zu denen der Bush-Clan seit Generationen gehörte.
Bush stoppte den Alkoholkonsum, fing an täglich zu beten und fühlte sich als “Wiedergeborener”. Innerhalb der evangelikalen Gruppen baute der aufstrebende Politiker und Unternehmer ein enges Netzwerk auf, auf das sein Vater bei seinem Wahlkampf ums Weiße Haus 1988 setzen konnte. Nun also eine erneute Wende in der religiösen Biografie des George W. Bush?
Viel mit dem Papst gemeinsam
Mit dem Pontifex habe der US-Staatschef vor allem eines gemeinsam, schreibt „La Repubblica“: die Furcht vor den „Dämonen“, die die Welt im 21. Jahrhundert bedrohten. Rossella kündigte auch an, Benedikt XVI. und Bush würden vor einem Bild der Jungfrau Maria gemeinsam beten.
Nachrichtenagentur Ansa. Der US-Präsident unterhielt vor allem wegen der Invasion im Irak sehr gespannte Beziehungen zu Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. Mit dem gegenwärtigen Pontifex verbinden ihn zahlreiche konservative Überzeugungen wie die Ablehnung von Homosexuellen-Ehen und der Stammzellforschung.
Uneinig sind sie sich allerdings in Sachen Todesstrafe, die der Papst ablehnt. Bush, der vor seinem Abtritt Ende des Jahres eine Abschiedsreise durch Europa unternimmt, hatte am Donnerstag mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gesprochen. Er wollte nach seiner Papst-Audienz nach Frankreich und Großbritannien weiterreisen.
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