Ein Markt fürs Ein-Liter-Auto
von Frank Seidlitz
Die neuen Preisrunden bei Eisenerz, Kohle und Stahl verschärfen den Kostendruck bei den Automobilherstellern enorm. Und als wäre das schon nicht schlimm genug, denken wegen der hohen Sprit-Preise auch noch viele Konsumenten grundsätzlich um: Es wird weniger gefahren. Kleinwagen sind inzwischen so gefragt wie nie – das trifft vor allem die US-Konzerne besonders hart. Denn sie haben zu lange an einer Modellpalette aus Spritfressern festgehalten. Gewinnwarnungen sind wohl die Folge.
Allerdings läuft auch den deutschen Autobauern die Zeit davon. Zwar haben sie in der Vergangenheit auf der Kostenseite ihre Hausaufgaben gemacht. Dadurch aber gibt es kaum noch Spielraum, auf mögliche Umsatzeinbußen entsprechend zu reagieren. Die Branche wird nun noch einmal versuchen, die neuen Belastungen auf die Zulieferer abzuwälzen. Der Ausweg liegt aber woanders.
Daimler, BMW und Co. müssen schneller als bisher ihre Modellpalette überarbeiten, weg von Sprit schluckenden Kraftprotzen hin zu viel effizienter angetriebenen Autos. 2010 wollte Daimler als erstes ein Elektro-Auto auf den Markt bringen. Das könnte nicht ehrgeizig genug sein. Wer seine Verkaufsziele künftig erreichen will, muss Autos anbieten, die weniger als fünf oder gar drei Liter verbrauchen. Schubladenprojekte wie einst das Ein-Liter-Auto sollten schnellstens wieder rausgeholt und überarbeitet werden. Denn für sie gibt es jetzt einen Markt. Stellen sich die Autobauer aber nicht darauf ein, wird die Marke von 3,2 Millionen verkaufter Fahrzeuge pro Jahr nur noch Wunschdenken bleiben.
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