» McCains Bier «
von Sebastian Bräuer (New York)
Die Übernahmeschlacht um den Braukonzern Anheuser-Busch hat eine besondere politische Komponente. Sie bringt den US-Präsidentschaftsbewerber John McCain in Erklärungsnot.
US-amerikanische Patrioten sämtlicher Lager scharen sich seit Wochen hinter dem Bierkonzern Anheuser-Busch. Der Grund: Der internationale Rivale Inbev will die nationale Ikone kaufen. Also kritisiert die Gewerkschaft International Brotherhood of Teamsters die Pläne ebenso beständig und heftig wie Politiker der beiden großen US-Parteien. Die Tatsache, dass mit Anheuser-Busch ein uramerikanisches Traditionsunternehmen in die Hände von Ausländern fallen könnte, löst Ängste aus, dass die US-Wirtschaft vor dem Ausverkauf steht.
Ein zentraler Vertreter des konservativen Lagers ist in der Debatte allerdings auffällig zurückhaltend: der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain. Das hat immerhin eine gewisse Konsistenz: In den vergangenen Jahren erklärte er sich mehrfach für befangen, wenn im US-Senat über Alkoholfragen debattiert wurde.
Inbevs Vorstoß rückt jetzt, wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl, McCains pikanten Interessenkonflikt urplötzlich in den Vordergrund. Cindy McCain, die Frau des Senators aus Arizona, verdient viel Geld mit Bier. Sie ist Chefin des Getränkegroßhändlers Hensley, der einst von ihrem Vater gegründet wurde – und heute Anheuser-Getränke im Wert von 300 Mio. $ pro Jahr verkauft. Rund 68 Prozent des Unternehmens sind Familienbesitz. Und von ihrem Großlieferanten Anheuser-Busch besitzt sie Aktien im Wert von mehr als 1 Mio. $.
Enormes Dilemma
Auch von der Frau, die zur nächsten amerikanischen First Lady werden will, wird es also abhängen, ob Inbev mit seinem Kaufangebot Erfolg hat. Der Erlös könnte ihrem Mann gegen die Spendensammelmaschine Barack Obama, den Kandidaten der Demokraten, in der anstehenden Wahlschlacht wunderbar helfen.
Doch ist das Dilemma durch die öffentliche Diskussion schon jetzt enorm. Antialkoholaktivisten haben McCains Anteil an Hensley und Anheuser-Busch zu ihrer Sache gemacht: “Die große Frage ist, wie viel Zugang die Bierindustrie im Weißen Haus haben wird”, sagt Bruce Livingston, Chef der Non-Profit-Organisation Marin Institute. “Man sollte erwarten, dass der Präsident und die First Lady besorgt über Alkoholmissbrauch und Alkoholismus sind.” Tatsächlich ist es in der Geschichte der USA noch nicht vorgekommen, dass ein Unternehmen wie Hensley aus dem Weißen Haus heraus geführt wurde.
Es gibt allerdings einen kleinen Trost für den republikanischen Senator: Sein Rivale Obama ist mächtig stolz darauf, vom Großinvestor Warren Buffett unterstützt zu werden. Der wiederum ist zweitgrößter Aktionär von Anheuser-Busch – und wird sich zum Angriff Inbevs öffentlich auch noch äußern müssen.
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