Ingrid Betancourt – Big Win for the United States

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Leitartikel

Ingrid Betancourt – Punktsieg für die USA

Befreite Geiseln üben, vor allem wenn sie prominent sind, eine magische Anziehungskraft auf Politiker aus. Nur wenige Dinge bieten eine derartige Chance, ohne große Anstrengung einen Gewinn an Popularität einzufahren.

Als mit der französisch-kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt die wohl bekannteste Entführte der Welt freikam, setzte daher eine hektische Betriebsamkeit ein. US-Präsidentschaftskandidat John McCain hob hervor, er sei vorab von der kolumbianischen Regierung über die Aktion informiert worden.

Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy schickte ein Flugzeug, um noch rasch ein gemeinsames Foto mit Betancourt in Paris zu arrangieren. Und die US-Führung wies auf ihre “spezielle Unterstützung” bei der Befreiung hin.

Der eigentliche Gewinner der Aktion aber ist Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe. Sein kompromissloser Kampf gegen die Rebellenbewegung Farc erscheint nun als erfolgreiche Strategie und wirft ein schlechtes Licht auf all jene, die auf eine Lösung durch Verhandlungen gesetzt hatten – auch Sarkozy.

Zugleich ist Uribes Erfolg ein Punktsieg für die USA in Südamerika.

Kolumbiens Staatschef ist nach dem politischen Linksrutsch vieler Staaten einer der letzten Verbündeten Washingtons auf dem Kontinent. Die USA unterstützen ihn mit großem finanziellem und logistischem Aufwand. Dass es Uribe gelang, die marxistisch inspirierte Farc zurückzudrängen, dürfte im Weißen Haus Genugtuung hervorrufen.

Der große Verlierer des strategischen Spiels mit den Geiseln ist Venezuelas Staatschef Hugo Chávez. Mit seinen erfolglosen Vermittlungsbemühungen im Fall Betancourt steht er nun blamiert da. Zugleich gilt er als Unterstützer der Farc und größter Widersacher von Uribe. Die Befreiungsaktion hat aber natürlich auch Chávez erst einmal begrüßt.

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