McCain verspottet Obama als Paris Hilton
VON HEIKO ROLOFF
Es wird vermutlich nie beweisbar sein. Doch die Deutschen könnten bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen in den USA eine ganz entscheidende Rolle spielen – auch wenn sie selbst natürlich nicht abstimmen.
Denn die 200 000 Menschen, die Präsidentschaftskandidat Barack Obama (46) an der Berliner Siegessäule gefeiert haben, lassen die Amerikaner nicht los.
Ausgerechnet sein Rivale John McCain (71) hält die Bilder von Berlin mit zwei neuen Werbespots wach. In dem ersten macht der Republikaner sich erneut über die Deutschen lustig (nachdem sein Sprecher die Deutschen schon als „kriecherisch“ verhöhnt hatte).
In dem zweiten vergleicht er Obama mit zwei mediensüchtigen Skandalnudeln: Britney Spears und Paris Hilton!
Der erste Spot zeigt eine Reihe von Bundesbürgern, die nach Obamas Berlin-Rede in Interviews von dem demokratischen Jungsenator schwärmen. Ein junger Mann sagt:
„Ich habe Freunde in den USA, die Marxisten sind. Sie finden Obama gut….“
Ein anderer vergleicht ihn mit dem lateinamerikanischen Revolutionsführer Che Guevara.
Hmmm. Marxist… Che Guevara…. Obama…. Deutsche… Das passt.
Dann wechseln die Bilder schlagartig. Mal ist Obama zu sehen, mal 200 000 Deutsche, mal ein US-Schauspieler, der erst durch seine deutschen Fans zum Star wurde: David Hasselhoff. In „Baywatch“-Badehose.
Die Message: Wer den jetzt nur noch für seine Alkohol-Eskapaden bekannten Hasselhoff mag, der mag eben auch Obama.
Der zweite Spot zeigt erneut die Menge vor der Berliner Siegessäule, die frenetisch „Obama! Obama!“ schreit. Plötzlich sind zwei Stars mit fragwürdigem Ruf zu sehen: die gefallene Pop-Ikone Britney Spears, die gerade das Sorgerecht für ihren beiden Kinder aufgegeben hat.
Und die Hotelerbin Paris Hilton. Genau, die arrogante Partybiene, die so jämmerlich weinte, als sie ins Gefängnis musste, weil sie nicht aufhören wollte, betrunken hinter dem Steuer zu sitzen.
Eine weibliche Stimme scheint McCains Gegner zu loben:
„Okay, Obama ist der größte Star der Welt.“ Anschließend die spöttische Frage: „Aber ist er auch in der Lage, ein Land zu führen?“
Die US-Medien debattierten am Mittwoch heftig, ob diese Werbespots Sinn ergeben oder einfach nur geschmacklos sind.
Jack Cafferty, ein CNN-Kolumnist, der sowohl Demokraten als auch Republikaner schonungslos kritisiert, brachte es auf den Punkt:
„McCain ist einfach neidisch. Er versucht, auf den Waggon von Obamas Auslandserfolg zu springen. Wenn wir all seine Wahlkampf- oder Auslands-Auftritte der vergangenen Wochen zusammennehmen, dann kommt er sicher nicht auf 200 000 Zuschauer. Aber wenigstens waren seine neuen Videos lustig. Sie sind der Versuch, sich ins Gespräch zu bringen.“
Wenig hilfreich ist es da für Barack Obama, dass ausgerechnet Gangster-Rapper Ludacris ihn lauthals unterstützt – und dabei jede Geschmacksgrenze vergisst. In seinem Song „Politics As Usual“ verspottet er Obamas ehemalige parteiinterne Konkurrentin Hillary Clinton und den Präsidenten George W. Bush. Den bezeichnet er sogar als geistig behindert. Hastig distanzierte sich das Obama-Team von dem Hip-Hopper. Wahlkampfsprecher Bill Burton nannte den Liedtext „überaus beleidigend“, forderte Ludacris auf, sich dafür zu schämen.
Bleibt die Frage, wie die amerikanischen Wähler den weltweiten Wirbel um Obama sehen. Werden sie positiv davon beeindruckt sein, wie der Präsidentschaftskandidat im Ausland – und vor allem in Deutschland – gefeiert wurde? Oder werden sie es als eine Einmischung in ihre Wahl sehen und gerade deswegen trotzig für McCain stimmen?
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