Obama in the Savior Trap

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Obama in der Erlöserfalle

Die Geschichte vom politischen Superstar wird für Obama zunehmend zu einer Belastung. Sein Wahlkampf braucht eine neue Richtung.

Die Nominierung auf dem Parteitag nächste Woche ist für Barack Obama nur noch Formsache. Politisch ist der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten aber an einem kritischen Punkt angelangt: Die entscheidende Phase des Wahlkampfs beginnt, und seine Umfragewerte sind enttäuschend.

Während die Demokraten bei den Wahlen zum Kongress auf einen satten Vorsprung von gut zehn Prozentpunkten hoffen können, liegt ihr Präsidentschaftskandidat nur noch gleichauf mit dem Republikaner John McCain. Barack Obama muss seinen Parteitag nutzen, um dem Wahlkampf noch einmal eine neue Richtung zu geben – denn so, wie es jetzt läuft, läuft es tendenziell gegen ihn.

Viele Demokraten hatten leidenschaftlich darauf gesetzt, dass die Präsidentschaftswahl zum Moment der ultimativen Abrechnung mit dem verhassten Irakkrieger George W. Bush werden würde – mit einem republikanischen Kandidaten “McBush”, der seinen Kopf für die Politik des scheidenden Amtsinhabers hinhalten muss.

Dieses Szenario hat sich aber inzwischen erledigt. Nicht nur, dass McCain sich geschickt auf Distanz zu Bush hält und der Irak kaum noch schlimme Schlagzeilen hergibt. Die Geschichte vom Heilsbringer Obama ist in den vergangenen Monaten derart dominant geworden, dass der Superstar zum Opfer des eigenen Erfolgs werden kann.

Obama ist schon wegen seiner Jugend und vergleichsweise kurzen Karriere darauf angewiesen, dass ihm die Wähler einen Vertrauensvorschuss geben. Je mehr sich aber die Scheinwerfer allein auf ihn richten und je mehr sich die Entscheidungsfrage der Wahl auf “Obama oder nicht Obama?” verengt, umso einfacher wird es für seine Gegner, jene Schwächen und Übertreibungen bloßzustellen, die es natürlich auch gibt. Die Republikaner haben das zuletzt brachial, genüsslich und erfolgreich getan.

Ein bloßes “Weiter so” ist daher für Obama sehr riskant. Die große Rhetorik von “Hope” und “Change”, mit der er seine Anhänger elektrisiert hat, ist für die Schlussphase des Wahlkampfs zu vage und nutzt sich nach fast einem Jahr zusehends ab. Ein konsequenter Wechsel zu Sachthemen ist fast unmöglich, zumal er wichtige Positionen zuletzt modifiziert, abgeschwächt oder auch komplett gewechselt hat.

Wenn er die fatale Popstarrolle noch loswerden will, in die er sich hat drängen lassen, dann muss Obama jetzt eine oder mehrere starke Persönlichkeiten an seine Seite holen. Die Auswahl seines Vize bietet dazu die Chance: Die ideale Nummer zwei muss das Thema des Wahlkampfs grundlegend verändern, ohne die Autorität Obamas zu beschädigen. Der mit Abstand effektivste, aber zugleich gefährlichste Partner wäre Obamas alte Rivalin: Hillary Clinton.

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