Kampagne ohne Niederschlag
Von Klaus-Dieter Frankenberger
McCain: Ich bin nicht Präsident Bush
McCain: Ich bin nicht Präsident Bush
17. Oktober 2008 Es war die letzte von drei Debatten und eine der immer weniger werdenden Gelegenheiten für John McCain, diese Wahl noch zu drehen. Er hat diese Gelegenheit genutzt, so gut und so aggressiv er konnte, aber dass es ihm wirklich gelungen wäre, die Dynamik zu seinen Gunsten nachhaltig zu beeinflussen, wird man nicht behaupten können. Es war eine herzhafte, teils harte und endlich nicht von A bis Z choreographierte Debatte zwischen dem Republikaner und dem Demokraten Obama.
Aber nachher ist die Lage so wie vorher: Den Niederschlag kurz vor dem letzten Gong hat es nicht gegeben. Barack Obama führt mit wachsendem Abstand in den Umfragen, die wirtschaftliche Großwetterlage spielt ihm in die Karten, und McCains negativ-aggressive Wahlkampfwerbung findet bei den Wählern der Mitte, die er zum Einzug ins Weiße Haus unbedingt braucht, wenig Resonanz. Im Gegenteil, diese Art der Kampagne stößt viele ab.
Wirtschaft statt Sicherheit oberste Priorität
Zu viele? Wenn nicht noch etwas Unvorhersehbares geschieht, dann könnte diese Gleichung wirklich aufgehen – und nach acht Jahren wieder ein Demokrat ins Weiße Haus einziehen: Ist die Wirtschaft das dominante Thema, dann stehen die Chancen für Obama äußerst gut, der 44. Präsident der Vereinigten Staaten zu werden.
Wären die Wähler vor allem über die äußere und innere Sicherheit beunruhigt, dann wäre McCain im Vorteil. Aber Sicherheit ist auf der Prioritätenliste abgerutscht, und deswegen ist er im Nachteil; deswegen gelingt es ihm auch nicht, seine Führungsstärke gegen Obamas Unerfahrenheit auszuspielen, jedenfalls nicht bei dem Wählersegment, auf das allein es ankommt. Auch dass McCain und seine Kampfgefährtin Sarah Palin sich an Obamas Charakter abarbeiten, mag der republikanischen Basis gefallen, ist aber wenig erfolgreich, wenn die Umfragen recht haben, bei Wählern, die noch unentschieden sind.
Sekunde der Wahrheit in der Wahlkabine
So wirken sich, nach dem Zwischenhoch im Spätsommer, alle Faktoren, die generell für einen parteipolitischen Wechsel sprachen, jetzt verstärkt für den 47 Jahre alten Demokraten aus Chicago aus. Aber der wird noch nicht seine Leute die Sektflaschen kaltstellen lassen. Erstens sind die Demoskopen auch jetzt noch äußerst vorsichtig bei den Vorhersagen, auf Wetten lassen sie sich erst recht nicht ein; und zweitens bleibt die Mutter aller Fragen, ob sich in der Sekunde der Wahrheit, in den Wahlkabinen, viele weiße Wähler von Obamas Hautfarbe (und dessen leicht exotischer Biographie) abschrecken lassen, bis zu ebendieser Sekunden unbeantwortet.
Keine echte Annäherung: Obama und McCain
Keine echte Annäherung: Obama und McCain
Es geht auch hier um weiße Wähler der unteren Mittelschicht in den besonders umkämpften Bundesstaaten. An der Pazifikküste stellt sich die Frage nicht, in den Südstaaten auf die andere Weise auch nicht. Auf jeden Fall haben die Wähler, denen die beiden Kandidaten noch einmal eine richtige Konfrontation geboten haben, die Wahl. Nach Programm und Stil, Rhetorik und Temperament, Alter, Erfahrung und Hautfarbe lässt diese Alternative an Klarheit und Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Am 4. November wird entschieden.
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