A Disastrous Signal From the United States

<--

Ein verheerendes Signal aus den USA

Montag, 8. Dezember 2008 02:40 – Von Hajo Schumacher

Der eindruckvollste Beweis für die Dynamik der amerikanischen Wirtschaft findet sich entlang dem Freeway 101 von Palo Alto nach San Jose. Dort lag in den 50er-Jahren Brachland, das der Stanford University gehörte.

Professor Terman ermutigte seine Studenten, sich dort anzusiedeln. Er besorgte Kapital und billige Räume. Schon 20 Jahre zuvor hatten sich die Studenten William Hewlett und David Packard dort, vor den Toren San Franciscos, niedergelassen – in einer windschiefen Garage aus Holzlatten. Seither hat sich die heute als Silicon Valley bekannte Ödnis zum Zentrum amerikanischer Wertschöpfung entwickelt: Ob Apple oder Cisco, Intel oder Oracle, Ebay, Google oder eben Hewlett-Packard – auf wenigen Quadratkilometern sind Weltfirmen entstanden.

Betrachtet man Unternehmen als Organismen, dann befinden sich die Firmen des Silicon Valley überwiegend im Erwachsenenalter. Als Babys brauchten sie Schutz und Fürsorge, in der Pubertät wuchsen und agierten manche etwas unkontrolliert, jetzt sind sie überwiegend etabliert, auch wenn sie weiterhin den Turnschuhmythos pflegen. Am Beispiel des kränkelnden Riesen Yahoo sieht man allerdings, dass auch Start-up-Firmen rasch in die Jahre kommen können. In einigen Jahrhunderten werden die Archäologen der Zukunft Bustouren entlang der San Francisco Bay anbieten, zu den Ruinen jener Unternehmen, die einst die Welt beherrschten. Denn eines Tages wird der Software- und Computerboom abgelöst vom nächsten Jahrhundertgeschäft.

Unternehmen, Industrien und Regionen haben Lebenszyklen, denen sich der Staat nicht entgegenstemmen kann – wie man im Ruhrgebiet am Beispiel der Kohlezechen gesehen hat. Die Autostadt Detroit wird unausweichlich zur nächsten Wirtschaftsbrache werden. Die Verluste der Automobilkonzerne Ford, General Motors und Chrysler sind astronomisch, eine Besserung ist nicht in Sicht. Die Entscheidung der US-Regierung, das Siechen einer Not leidenden Industrie mit Steuergeld zu verlängern, ist verhängnisvoll. 17 Milliarden Dollar werden im Februar aufgebraucht sein – nicht sinnvoll investiert, sondern gleichsam verbrannt – Geld, das für Zukunftsinvestitionen fehlt.

Das Signal ist verheerend: Wenn im Mutterland der freien Wirtschaft hirnlos subventioniert wird, werden sich Unternehmen in aller Welt auf das Vorbild Detroit berufen. Ein globaler Wettlauf der Staatsstütze wird in Gang gesetzt. So bitter es für die Arbeitnehmer ist, aber: Konzerne, die nicht überlebensfähig sind, müssen sich vom Markt verabschieden. Dafür entstehen anderswo neue, profitable Firmen mit sicheren Jobs. Aufgabe der Politik ist es nicht, überkommene Strukturen zu erhalten, sondern zukunftsweisende Projekte zu fördern. Die Finanzkrise bietet die Chance, den schmerzhaften, aber unausweichlichen Wandel Richtung Zukunft zu beschleunigen. Ausgerechnet in der Heimat von Dynamik und Innovation wird diese Chance verspielt.

About this publication