The Wrigley Field Scandal

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USA: Krimi im Politmilieu

Die Affäre Wrigley Field

Rod Blagojevich, der Gouverneur des Bundesstaates Illinois, sitzt wegen Korruption im Knast. Er soll – unter anderem – die Chicago Tribune erpresst haben.

Seit mehr als zwanzig Jahren ist Daniel W. Cain Spezialagent des FBI und sein größter Fall spielt zum Teil im Zeitungsmilieu. Am Sonntag erschien der Polizist vor dem Distriktgericht von Illinois und erklärte, der Gouverneur des Bundesstaates Illinois, Rod R. Blagojevich, sei der Korruption verdächtig.

Es geht um angebliche Durchstechereien in der Politik, aber auch um die Chicago Tribune, deren Redaktion seit Jahren sehr ausführlich über den Gouverneur berichtet. Blagojevich stand schon lange im Verdacht unsauberer Praktiken.

Der Schilderung Cains zufolge soll der Gouverneur den klammen Eigentümern der Tribune ein ungewöhnlich unsittliches Angebot gemacht haben: Er soll gesagt haben, dass er nur dann beim Verkauf des Baseball-Stadions Wrigley Field helfen werde, das den Tribune-Leuten gehört, wenn einige der Journalisten der Zeitung,

die kritisch über ihn geschrieben hätten, gefeuert würden.

Die Deutsche Bank ist Gläubiger

Am Dienstagmorgen wurde Blagojevich festgenommen. Die Chicago Tribune brachte Eilmeldungen und stellte die Aussagen Cains gleich ins Internet. Dazu gehörte auch eine Chronologie der kritischen Geschichten der Zeitung über den Gouverneur.

Bei dieser Zeitung, die viele Jahre journalistisch Kurs gehalten hat, brennt es: Wie in einem Teil der gestrigen Auflage bereits gemeldet, hat die Tribune Company, Amerikas zweitgrößter Zeitungsverlag, Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des amerikanischen Bankruptcy Code beantragt.

Die Pläne des Investors und Immobilienspekulanten Sam Zell, den Konzern zu einem florierenden Unternehmen schrumpfen zu lassen, sind damit vorläufig gescheitert.

Außer der Los Angeles Times und der Chicago Tribune gehören zur Tribune Company 23 Fernsehsender, zehn Zeitungen, die

Baseballmannschaft Chicago Cubs und deren Stadion.

Von der Insolvenz ist auch die Deutsche Bank betroffen. Mit Krediten im Volumen von 570 Millionen Euro zählt sie zu den größten Gläubigern des Medienkonzerns. In Finanzkreisen hieß es allerdings, die Deutsche Bank erwarte keine Verluste aus der Pleite.

Sie habe die Kredite zu einem hohen Abschlag am Markt erworben, so dass sie zu einem deutlich geringeren Wert in den Büchern stehen. Außerdem seien die Kredite über Sicherungsgeschäfte und Vermögenswerte der Tribune-Gruppe abgesichert. Die Bank hatte die Kredite erst im Zuge der Finanzkrise gekauft, in der Hoffnung, ihr Wert werde wieder steigen.

Zell hat die Firma vor einem Jahr übernommen, er wollte einen Großteil der Einzelunternehmen verkaufen und den Rest profitabel weiterführen. Als fatal erwies sich, dass er dem schon mit vier Milliarden Dollar hochverschuldeten Konzern weitere 8,2 Milliarden aufbürdete, um die Aktien der Firma zurückzukaufen.

“Fire those fuckers”

Der Gläubigerschutz sieht vor, dass Unternehmen unter Auflagen wie bisher weitergeführt werden kann. Die Zeitungen der Tribune Company werden weiter erscheinen. Zell erklärte, er versuche weiter, vor allem die Baseballmannschaft zu verkaufen.

Die Cubs und ihr Wrigley-Field-Stadion sind die Requisiten in einem großen Polit-Krimi, der in Gerichtsakten dokumentiert wird. Das FBI hat den Gouverneur Blagojevich abgehört und die Lauscher bekamen mit, wie der Politiker über die Journalisten der Tribune hetzte, die eine Anklage wegen Amtsvergehen gegen ihn gefordert hatten. Seine Frau fauchte kräftig mit.

Ein Eigentümer könne die Leitartikler feuern, ihm gehöre schließlich die Zeitung. Ihr Mann wurde noch deutlicher: “Fire those fuckers” wollte er den Eignern ins Gesicht schreien. Nur wie? Tagelang haben der Gouverneur und seine Leute überlegt, wie man die lästigen Kritiker loswerden könnte. Ein Finanz-Manager des

Zeitungskonzerns war Ansprechpartner, doch seine Rolle bleibt unklar.

Am Morgen des 5. Dezember ging es beim Gouverneur wieder mal um die verdammte Zeitung. “Was ist mit dem Deal?”, drängte Blagojevich. Das brauche Zeit, erwiderte ein Helfer. Sie einigten sich, dass sie noch mal mit dem Manager reden sollten – doch vier Tage später kam schon Agent Cain.

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