U.S. Car Makers, Victims of Megalomania

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Kommentar

US-Autobauer – Opfer des Größenwahns

von Kristina Spiller

Zu groß, zu spritschluckend, zu technisch veraltet: Die US-Autoindustrie hat trotz der offensichtlichen Mängel ihrer Produkte gedacht, man werde sie nicht fallen lassen. Das rächt sich nun. Doch dem Größenwahn erlagen nicht nur die Manager, sondern auch die einst mächtige Gewerkschaft UAW.

Managern und Mitarbeitern der weltweiten Autokonzerne muss der Schreck in die Glieder gefahren sein. So fest waren viele überzeugt, dass die US-Regierung ihre strauchelnden Hersteller mit einem Rettungspaket vor der Insolvenz bewahren werde.

Nun hat der Senat die Hoffnungen zunichte gemacht. Kippen General Motors, Chrysler und vielleicht gar Ford, würde das ihre Zulieferer mit in den Abwärtsstrudel ziehen und so auch europäische wie asiatische Konkurrenten hart treffen. Das Ringen um ein milliardenteures Rettungspaket zeigt allerdings: Auch pure Größe schützt Unternehmen nicht vor dem Ruin und die Macht der Gewerkschaften kann dann den Sargnagel bedeuten.

Viel zu lange haben die US-Hersteller darauf gebaut, mit ihren qualitätsarmen und übermäßig spritschluckenden Autos die Amerikaner schon auch in Zukunft für sich gewinnen zu können. Ihre Marktgröße hat sie träge und selbstgefällg gemacht. Erst zu spät sind die Manager von GM, Chrysler und Ford aufgewacht. Doch gerade im Autogeschäft lassen sich neue Modelle erst in vielen Jahren entwickeln. Schnelles Umschalten auf ein modernes Produktportfolio ist unmöglich.

Umso wichtiger wäre es gewesen, früh auf gefährdende Signale zu achten. Ein Lehrstück für die Konkurrenz. Zumal sich schon lange in der Branche die Meinung hält, mit purer Größe allein seien die Hersteller derart abgesichert, dass sich kein Staat ihren Absturz erlauben könne.

Die USA beweisen das Gegenteil. Obwohl die Autoindustrie die dem Land einzig verbliebene Branche ist, in der noch etwas gebaut wird, lässt der Staat die Riesenkonzerne fallen. So oder so war klar: Mit den angepeilten 14 Mrd. $ wären die US-Hersteller nicht ausgekommen. Das Geld wäre schnell verbraucht. Schnell wären die Unternehmen wieder zu Bittstellern geworden, der Staat hätte erneut helfen müssen – einmal begonnen, fiele es schwer, das gezahlte Geld aufzugeben. Marktbeobachter schätzen jedoch, dass die US-Autobauer insgesamt rund 125 Mrd. $ brauchen, um sich in der Absatzflaute und Kreditkrise zu stabilisieren.

Zugleich zeigt das Hickhack um Hilfen: Die in den Boomzeiten der Autobranche stark gewordene US-Gewerkschaft UAW leidet ebenso unter dem Größenwahn, der die Unternehmen erfasst hat. Obwohl der Steuerzahler Geld für die Rettung der Konzerne in Aussicht gestellt hat, wollte die UAW nicht akzeptieren, dass der Lohn der Arbeitnehmer von GM, Chrysler, Ford auf das viel niedrigere Niveau der Arbeiter ausländischer Konzerne in den USA gesenkt wird. GM etwa beziffert seine Lohnkosten pro Stunde auf 69 $ je Mitarbeiter, Toyota dagegen auf 48 $.

Das wollte die Gewerkschaft nicht akzeptieren. Richtig, dass der Staat sich dann bei Hilfen sperrt. Es kann nicht von allen US-Amerikanern ein Opfer verlangt werden, wenn nicht auch die Beschäftigten in kriselnden Unternehmen zurückstecken. Natürlich ist nicht der Arbeiter am Band Schuld an der Misere – aber Geldsegen ohne Geldgeber, die dafür wieder zurückstecken müssen, gibt es nicht. Die UAW hält am falschen alten Dogma fest, lieber eine starke Position behalten als Jobs retten. Sicher hätte mit den Staatshilfen erzwungene Sanierung der US-Hersteller auch Arbeitsplatzverluste mit sich gebracht. Nun jedoch werden bei weitem mehr Menschen ihre Stellen dort verlieren. Die UAW hat sich nicht in die Knie zwingen lassen. Doch es ist ein Phyrrussieg.

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