edited by lauren abuouf
20.01.2009 17:25 Uhr Drucken | Versenden | Kontakt
Und sie spinnen nicht
Kein Akt der Verzweiflung: Auf der Suche nach einem Partner macht Fiat gemeinsame Sache mit Chrysler. Weil das Risiko klein ist, hat das US-Wagnis Erfolgschancen.
Ein Kommentar von Ulrike Sauer
Die Turiner spinnen. So reagierten viele auf die Nachricht vom Einstieg Fiats beim todkranken US-Konzern Chrysler. Wer sich nach dem Daimler-Debakel in Detroit heute auf den am ärgsten bedrohten amerikanischen Autohersteller einlässt, muss von allen guten Geistern verlassen sein. Doch die geplante Allianz mit den Amis ist aus italienischer Sicht keinesfalls ein Akt der Verzweiflung.
Schon vor elf Monaten hatte Fiat-Chef Sergio Marchionne erste Gespräche mit dem Chrysler-Lenker Robert Nardelli geführt. Das Wichtigste an der nun präsentierten Übereinkunft: Die Italiener treten in Detroit nicht als große Zampanos an. Sie bieten Chrysler ihre Technologie an und halten das Risiko extrem klein. Kein einziger Euro soll aus Turin in Nardellis leere Kassen fließen. Die Gefahr eines Fehltritts ist damit gebannt.
Doch auch als “Meilenstein” für die Autoindustrie, wie Fiat und Chrysler ihre Kooperationsabsicht verkaufen, kann man den Schritt nicht bewerten.
Fiat wollte mit aller Macht auf den amerikanischen Markt zurück. Das könnte nach 25-jähriger Abwesenheit nun klappen. Der Zeitpunkt ist günstig. Die einst wegen ihrer qualitativen Schwächen ausgelachten Turiner haben im Zuge der Kulturrevolution von Fiat-Retter Marchionne attraktive Modelle auf den Markt gebracht.
Nun macht der Zugang zu den Produktionsanlagen und zum Vertriebsnetz von Chrysler den Verkauf italienischer Autos in Amerika wegen gesunkener Kosten für Fiat interessant. Man könnte sich sogar vorstellen, dass der Kult-Winzling Fiat 500 eine Chance erhält. Anders als eine echte Allianz etwa mit Peugeot löst der Gratiseinstieg bei Chrysler die kurzfristigen Probleme Fiats jedoch nicht.
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