Der Anfang vom Ende der Finanzkrise?
Von Josef Joffe | © ZEIT ONLINE 24.3.2009 – 22:08 Uhr
Tim im Glück: Während Washington schon die Messer gegen den Finanzminister wetzte, schießt der Kurswert von Timothy Geithner zusammen mit dem Dow-Jones nach oben
Die Karikaturisten rissen schon Witze über den kommenden Rauswurf des jungen Finanzministers Timothy “Tim” Geithner, da brüllte die Börse laut “Glückauf” und schoss am Montag um 500 Punkte nach oben. Das sind knapp sieben Prozent – und der fünftgrößte Anstieg in der Geschichte des Dow-Jones. Am Dienstag hielt der Dow Jones Index erst die Gewinne, zum Börsenschluss lag der Index dann im Minus mit 1,5 Prozent.
Was war am Montag geschehen? Geithner hatte ein Billionen-Programm aufgelegt, das den Banken ihre “giftigen” Papiere und Hypotheken abnehmen soll. Das Schatzministerium selber hatte 75-100 Milliarden Dollar in den Topf geworfen. Dem sollen private Gelder in ein Public-Private Investment Program folgen und so bis zu einer Billion generieren. (Das ist eine Eins mit zwölf Nullen.)
Zwar gab es die üblichen Nörgeleien, aber die Börse reagierte enthusiastisch, und die hat bekanntlich immer Recht. Jedenfalls gab sie für den Moment dem Treasury Secretary Recht, der gestern im Wall Street Journal geschrieben hatte, dieses Programm sei “Teil einer Gesamtstrategie, welche die Krise so schnell wie möglich lösen soll, und dies zu den geringstmöglichen Kosten für den Steuerzahler.” Geithner fügte hinzu: “Die schlichte Hoffnung, wonach die Banken diese (toxischen) Papiere selber entgiften könnten, riskierte die Wiederholung der japanischen Erfahrung.” Damit meinte er das “verlorene Jahrzehnt” der Stagnation in Japan, als die Banken zur Sanierung weder gezwungen noch in diesem Versuch vom Staat unterstützt wurden.
Wäre “Tim im Glück” nur ein Phänomen der Börse, müsste man sich mit Wallstreet-zum-Wochenbeginn nicht lange aufhalten. Interessanter, weil “realer”, ist eine noch bessere Nachricht aus dem Immobiliensektor. In Amerika, dem Land der Eigenheime, ist der ein besonders guter Frühindikator. Wichtige Variablen sind neue Bauanträge, die Umschlaggeschwindigkeit auf dem Häusermarkt und die Preisbewegungen.
Nun gab die Regierung gerade bekannt, dass der durchschnittliche Preis für bestehende Häuser im Januar im Vergleich zum Dezember um 1,7 Prozent gestiegen ist. Das ist nicht viel, aber der erste Anstieg seit einem Jahr. Warum das außerdem noch wichtig ist? Weil steigende Preise, auch wenn der Gewinn nicht realisiert wird, einen “psychischen Einkommenseffekt” haben.
Wird das Haus teurer, fühlt sich der Besitzer “reicher” und konsumiert mehr. Aber noch viel wichtiger ist die Wirkung auf den Finanzmarkt. Die abstürzenden Häuserpreise, das Ende der Immobilienblase, haben ja die jetzige Krise überhaupt erst ausgelöst. Plötzlich gingen Billionen an Hypotheken-basierten Papieren sozusagen in den Schredder, weil der Realwert hinter den Werten – dem Preis der Häuser – schier ins Bodenlose zu fallen drohte.
Die Verluste gehen natürlich noch immer in die Aber-Billionen. Aber wenn die Häuserpreise weiter steigen, und Geithners Programm weiter wirkt, dann wäre der Anfang vom Ende der Krise tatsächlich erreicht.
Wenn. Und wenn der Konsum steigt und die neuen Anträge für Arbeitslosengeld weiter fallen, also die Arbeitslosigkeit nicht ununterbrochen weiter wächst.
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