Big Three Bailouts at Any Cost

<--

US-Autobauer – Retten um jeden Preis

Die US-Regierung versucht den Anschein zu erwecken, dass eine Rettung der Autohersteller von objektiven Kriterien abhängt. Aber Obama kann sich eine GM-Pleite jetzt noch weniger leisten als vor ein paar Monaten.

Im Vergleich zur amerikanischen Autoindustrie wirken die Probleme der deutschen Hersteller fast wie Kinkerlitzchen. Zwar bricht bei beiden die Nachfrage weg, doch die Amerikaner haben darüber hinaus mit gewaltigen Schuldenbergen und einer falschen Produktpalette zu kämpfen.

Und während hier wie dort der Staat glaubt, eingreifen zu müssen, zeigen die Methoden, wie unterschiedlich die Dimensionen sind. In Deutschland reicht noch die Abwrackprämie aus, um die Branche in Euphorie zu versetzen. In den USA aber steht der Staat vor der Aufgabe, die taumelnden Riesen General Motors und Chrysler vor dem Bankrott zu bewahren – und damit ein Stück altes Amerika zu retten.

Die Regierung von US-Präsident Barack Obama ist dabei in eine Zwangslage geraten, aus der es kaum ein Entrinnen gibt. Auch wenn Obama am Donnerstag noch einmal forderte, die Konzerne müssten zu einer grundlegenden Sanierung bereit sein, so scheint doch klar, dass weitere Milliardenhilfen aus Washington schon ausgemachte Sache sind. Ob es ein tragfähiges Konzept für die Zukunft der beiden Hersteller gibt, ist dabei eher zweitrangig.

Der US-Präsident wandelt auf einem schmalen Grat: Zwar spricht sich eine Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung gegen weitere Staatshilfen für marode Autobauer aus. Doch kann Obama, dessen Umfragewerte fallen, es sich nicht leisten, auch noch die US-Autogewerkschaften zu vergrätzen, die ihn vor der Wahl unterstützt hatten. Massenhafte Jobverluste in Detroit wären ein Menetekel, das die gesamte Amtszeit des Präsidenten belasten könnte.

Der Druck, den Autokonzernen auszuhelfen, hat in den vergangenen Wochen sogar noch zugenommen: Zum einen bricht die US-Wirtschaft immer tiefer ein. Zum anderen aber sind viele Amerikaner wegen der Bonuszahlungen an AIG-Manager außer sich. Lässt Obama GM pleitegehen, riskiert er den Vorwurf, Bankern und Zockern mit Milliarden zu helfen, während für Hunderttausende hart arbeitende Autobauer kein Geld da sei.

Auch der US-Regierung schwant, dass eine Rettung der Autoriesen ein gefährliches Unterfangen ist, da die Konzerne über Jahre hinweg zu einem Milliardengrab werden könnten.

Dieses Problem versucht Obama zu umgehen, indem er die Sanierungskonzepte von einer formal unabhängigen Taskforce prüfen lässt. Egal wie groß die Zweifel an der fachlichen Kompetenz dieses Teams sein mögen und wie vorhersehbar das Ergebnis der Prüfung ist: Für die Regierung ist es äußerst vorteilhaft, die Entscheidung an ein Expertengremium mit objektivem Anstrich zu delegieren. Mit der Taskforce hat sie obendrein gleich eine Adresse, an die sie spätere Vorwürfe weiterleiten kann.

Politisch sind solche Manöver nachvollziehbar. Mit dem eigentlich wünschenswerten Ziel aber haben sie nichts zu tun. Einer sinnvollen Lösung für ihre taumelnde Autoindustrie kommen die USA nicht näher.

About this publication