A Tiny Virus in an XXL World

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Ein Virus im XXL-Reich

VON KARL-HEINZ KARISCH

Angenommen, es gäbe ein Killervirus wie einst die Pest im Mittelalter – eine Seuche, gegen die es kein Heilmittel und keinen Impfstoff gäbe. Wie würden die Staaten der Welt reagieren? Die Flughäfen und die Grenzen schließen wie die Tore von Schulen, Universitäten oder Fußball- und Sportarenen – ein solches Szenario ist sicher vorstellbar.

Realistisch ist es dennoch nicht. Natürlich ist der Tisch für Viren und Bakterien reich gedeckt: eine brisante biologische XXL-Größe aus Massentierhaltung, Millionenstädten und Slums. Der gewaltige Strom von Flugreisenden transportiert gefährliche Keime heute innerhalb von Stunden um den Globus. Die Hauptleidtragenden werden jedoch – wie auch schon bei Aids oder Cholera – die Menschen in den ärmsten Ländern sein. Dort, wo es keine funktionierenden Gesundheitssysteme gibt, wo einfachste hygienische Regeln unbekannt und auch beim besten Willen gar nicht einzuhalten sind. Wem schon die Kinder massenhaft wegsterben, weil es kein sauberes Trinkwasser gibt, der hat einem Erreger wie dem Schweinegrippenvirus erst recht nichts entgegenzusetzen.

Es sind die Armen aus den Slums von Mexiko, die bislang gestorben sind. Bei den infizierten US-Amerikanern, Spaniern oder Australiern verlief die Krankheit nach Angaben der Ärzte hingegen recht moderat. Wen wundert’s, die Ernährung und medizinische Versorgung ist in den reichen Industriestaaten um Stufen besser. Das ist kein Grund, sich beruhigt zurückzulehnen. Denn in dieser Melange aus Elend und Übervölkerung könnten neue Viren entstehen, solche, gegen die auch die moderne Medizin machtlos wäre.

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