A Stress Test Like a Bad Porn Flick

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Ein Stresstest wie ein Schmuddelfilm

von Tobias Bayer (Frankfurt)

Nackte Tatsachen ohne Handlung: Die Resultate der Bankprüfung liegen vor. Damit geht ein regelrechtes Schmierentheater zu Ende, das die Amerikaner der Öffentlichkeit wirklich hätten ersparen können. Denn die eigentlichen Aufgaben kamen zu kurz.

Silvio Berlusconi und Timothy Geithner scheint auf den ersten Blick nicht allzu viel miteinander zu verbinden. Doch eine genauere Analyse legt erstaunliche Parallelen offen: Italiens Premierminister und der US-Finanzminister haben nicht nur beide Stress – der erste mit seiner Frau, der zweite mit seinen Banken -, beide leben ihren inneren Tumult am liebsten über die Medien aus.

Mag es obszön wirken, wenn Berlusconi in der Sendung “Porta a Porta” abstreitet, entgegen den Anschuldigungen seiner Frau nicht mit einer Minderjährigen verkehrt zu haben, so macht Geithner keine wirklich bessere Figur, wenn er einen Tag vor Bekanntgabe der Stresstestresultate in der “New York Times” und auf “PBS” die Stärke des Bankensystems lobt. Da strotzt es nur so vor virilen Vokabeln: “dramatic action”, “exceptional assessment”, “hundreds of supervisors”, “rigorously reviewing”, “strict”, “lifting the fog of uncertainty”. Eine Übersetzung ist unnötig, denn die Botschaft an Fernsehzuschauer und Zeitungsleser ist selbsterklärend: Wenn Berlusconi der beste Papi auf Erden ist, dann haben Geithners 19 Banken schlichtweg nicht nur die längsten Hochhäuser, sondern bald auch die dicksten Kapitaldecken.

“Sexy Banks in transparenten Pants”

Um 17 Uhr Ortszeit Washington, als die US-Notenbank Federal Reserve endlich die Resultate des Stresstests veröffentlichte, führte ein Schmierentheater den letzten Akt auf. Wie bei einem Schmuddelstreifen, bei dem die Handlung entweder stört, schon absehbar oder erst gar nicht vorhanden ist, interessierten die eigentlichen Details niemanden mehr sonderlich. Die Hose hatten alle 19 Banken schon vor der offiziellen Verkündung heruntergelassen.

Über das “Wall Street Journal”, “CNBC”, “ABC”, Bloomberg, Reuters und andere Kanäle waren sukzessive nackte Tatsachen an die Öffentlichkeit gelangt. 10 Mrd. $ hier, 35 Mrd. $ da, da noch eine Milliarde – jede Meldung ein kleiner Testballon, wie der Zuschauer reagiert. Schockiert? Angewidert? Sofort weggezappt? Allein die Quote zählt. Und da hatte Geithner schließlich Erfolg: Der mittelmäßige Streifen “Sexy Banks in transparenten Pants” löste bereits vor Sendetermin Euphorie aus, der Stoxx 600 schoss am Donnerstag erst regelrecht durch die Decke, bevor die Kurse wieder abknickten.

Was bleibt, ist ein schales Gefühl. Einsam im Fernsehsessel, beschleicht einen der Verdacht, sowohl mit “Porta a Porta” als auch mit Geithners Bankenfilmchen wertvolle Zeit vergeudet zu haben. Der eine regiert auf dem Stiefel einen Stiefel zusammen und lenkt mit seinen Ehequerelen nur ab, der andere motzt in einem fragwürdigen Verfahren ein Finanzsystem auf, dessen Glaubwürdigkeit enorm angekratzt ist.

Was fehlt in der gesamten Kreditkrise, ist eine Regierung, die mit eitlen, aktionsarmen Lustspielchen aufhört. Das bedeutet: Geldhäuser staatlich übernehmen, schrumpfen und – wenn sich kein privater Käufer findet – schließen. Eine Variante lautet: Eine insolvente Bank in einen guten und schlechten Teil aufspalten. Nicht nur würden Aktionäre und Gläubiger anstelle des Steuerzahlers rasiert. Der Vorteil läge auch darin, die problematischen Wertpapiere von dem gesunden Kern zu trennen. Statt dem ewigen Schwätzer Berlusconi nachzueifern, sollte sich Geithner besser ein Beispiel an Theodore Roosevelt nehmen. Der frühere US-Präsident sagte einst: “Speak softly and carry a big stick.” Das ist genau das Gegenteil dessen, was gerade vorgeführt wurde.

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