The Taliban at Berlin’s Gates?

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Die Taliban vor Berlin?

Von Alexander Gauland

29.6.2009

Man kann es drehen und wenden, wie man will: In Afghanistan herrscht Krieg. Und der Krieg dient US-Interessen.

Drei deutsche Soldaten haben ihr Leben in einem Einsatz verloren, mit dem angeblich Deutschland am Hindukusch verteidigt wird. Kein Wunder, dass die Regierenden sich schwertun, deutliche Worte zu finden, und von Sicherheit, Vernetzung und Aufbauhilfe sprechen. Denn anderenfalls müssten sie einem höchst skeptischen Wahlvolk erklären, warum deutsche Soldaten in Afghanistan sterben mussten. Das beginnt schon mit den militärischen Fähigkeiten und Möglichkeiten.

Tatsächlich ist eine europäische Mittelmacht ohne strategisches Potenzial gar nicht in der Lage, selbstständig eine militärische Lösung – wo auch immer auf der Welt – zu erzwingen. Schließlich waren die Europäer allein nicht einmal in der Lage, auf dem Balkan eine fragile Ordnung herzustellen. Und so folgt der Krieg in Afghanistan nicht deutscher Verteidigungslogik, sondern dient amerikanischen strategischen Interessen. Doch das will oder kann man den Menschen in Deutschland nicht erklären.

Nun folgt daraus nicht, wie es Die Linke gern möchte, dass wir unsere Jungs so schnell wie möglich nach Hause holen müssen. Denn die Sicherheit der Bundesrepublik hängt nach wie vor von einer Nato ab, die nun einmal den Krieg gegen den Terror und die Taliban auf ihre Fahnen geschrieben hat. Und Fahnenflüchtige können schwerlich damit rechnen, dass ihnen im Fall der Not geholfen wird. Das heißt aber nicht, dass die Bundesrepublik nicht innerhalb des Bündnisses politisch darauf drängen sollte, eine Exit-Strategie zu entwickeln.

Ist es wirklich sinnvoll und vor allem für die Sicherheit Europas notwendig, ein Land zu stabilisieren, dessen Traditionen wie dessen Geschichte solchen Stabilisierungen von außen entgegenstehen? Mit Strucks pointierter Formulierung hat sich die deutsche Politik in eine Falle begeben, aus der sie gar nicht oder nur mit erheblichem Gesichtsverlust wieder herauskommt.

Dabei sollten die Spuren schrecken. Auch die Engländer glaubten einst, in Afghanistan ihr indisches Reich verteidigen zu müssen. Doch Britisch-Indien überlebte den schmählichen Abzug der Briten aus Afghanistan noch um fast hundert Jahre. Und dass die Sowjetunion bald nach ihrem Abgang aus Kabul zusammenbrach, hatte wenig mit diesem Land und viel mit ihrer inneren Überanstrengung zu tun.

Es könnte also durchaus sein, dass die Verteidigungslinie am Hindukusch zurückgenommen werden kann, ohne dass die Taliban in Brüssel oder Berlin einziehen. Vor allem aber muss sich die Bundesregierung entscheiden. Ist die Gefahr so groß wie behauptet, dann muss der Krieg mit ganzer Kraft und mit der Unterstützung der Öffentlichkeit geführt werden. Übersteigt der Schaden jedoch auf Dauer den Nutzen des Afghanistan-Einsatzes, wird es Zeit, über Alternativen nachzudenken – mit den Amerikanern und der Nato, nicht gegen sie. Nur ein bisschen Krieg geht nicht, besonders dann nicht, wenn die Särge trotzdem immer zahlreicher werden.

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