Support for the Afghanistan War is Low

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Unterstützung für Afghanistan-Krieg niedrig wie nie

16. September 2009, 06:58 Uhr

Nur noch 39 Prozent der Amerikaner stehen hinter dem Militäreinsatz ihres Landes in Afghanistan. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn des Krieges. Vor allem Anhänger der Demokraten, der Partei von Barack Obama, lehnen den Einsatz ab. Das wird immer mehr zum Problem für den Präsidenten.

Die Reaktion der Öffentlichkeit auf den unpopulären Einsatz in Afghanistan gleicht sich auf beiden Seiten des Atlantiks. Erst schleicht sich Unbehagen ein, dann kommen ernsthafte Zweifel auf, die Zweifel verdichten sich schließlich zu Ablehnung. Die Kriegsmüdigkeit hat auch die Führungsmacht USA erreicht und verstärkt den Widerstand gegen Präsident Barack Obama, der Afghanistan zum Kernanliegen seiner Außenpolitik erklärt hat. Selbst Parteifreunde gehen auf Distanz.

In einer am Dienstag veröffentlichten CNN-Umfrage befürworteten nur noch 39 Prozent der US-Bürger den Einsatz. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Militäroperationen im Herbst 2001. In den letzten Monaten hat sich der Absturz des Krieges in der öffentlichen Meinung beschleunigt: Im April waren noch 53 Prozent der Befragten der Meinung, der Einsatz in Afghanistan sei gerechtfertigt.

In der neuesten Ausgabe der Umfrage sagten 58 Prozent, sie seien gegen den Krieg. Die größte Unterstützung kommt noch aus den Reihen der Anhänger der Republikaner, die den Einsatz zu 62 Prozent befürworten. Obamas eigene – demokratische – Parteigänger dagegen haben ein besonders großes Problem mit dem Krieg: Sie unterstützen ihn nur zu 23 Prozent.

Zu der aktuellen Stimmung dürften die hohen Opferzahlen beigetragen haben. Im August wurden 51 US-Soldaten in Afghanistan getötet – die höchste Zahl seit der Invasion. Korruption in Afghanistan und Betrugsvorwürfe nach der Wahl belasten die öffentliche Stimmung weiter.

Truppenaufstockung “derzeit nicht das Richtige”

In der demokratischen Partei herrscht nun heftiger Streit über eine mögliche weitere Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan. Eine Verdoppelung auf 68.000 Mann bis Ende des Jahres ist bereits beschlossen, doch lässt die Militärführung kaum Zweifel daran, dass sie noch mehr Soldaten anfordern will – ein harter Brocken für die Demokraten, die sich wegen der umstrittenen Gesundheitsreform ohnehin dem Zorn vieler Bürger ausgesetzt sehen.

Obamas Partei fällt es schwer, für einen Krieg geradezustehen, der in der Öffentlichkeit immer weiter an Unterstützung verliert. Parlamentschefin Nancy Pelosi schickte vor wenigen Tagen eine klare Warnung an ihren Parteifreund im Weißen Haus: „Ich glaube nicht, dass es für eine weitere Truppenaufstockung hier im Land und im Kongress große Unterstützung gibt“, sagte sie.

Der demokratische Senator Dick Durbin schlug den gleichen Ton an: „Derzeit wäre die Entsendung weiterer Truppen nicht das Richtige.“ Senator Carl Levin, der einflussreiche Chef des Militärausschusses, will mehr Aufgaben an die afghanische Armee abtreten, bevor die USA über weitere Soldaten nachdenken.

Experten warnen vor der Gefahr, dass Obama in Afghanistan Opfer seiner eigenen Ambitionen werden könnte. Für den Politikberater Aaron David Miller vom Woodrow Wilson Center in Washington ist es ein gefährlicher Fehler, dass Obama den Sieg in einem Einsatz anstrebt, bei dem kein Sieg in Sicht ist. „Obama hat den Eindruck zugelassen, er könne dieses Problem irgendwie lösen“, sagt Miller. „Die Idee ist wohl, dass wir dort Nation Building betreiben. Dabei können wir hier nicht mal eine Gesundheitsreform verabschieden.“

Auch der frühere Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski, der große Diplomatie-Guru der Demokraten, warnte Obama vor einer weiteren Truppenaufstockung in einem Konflikt, bei dem es möglicherweise wenig zu gewinnen gibt. Obama laufe Gefahr, sein Ziel einer außenpolitischen Entspannung zu verfehlen und stattdessen „immer tiefer in einen Konflikt mit diversen Teilen der muslimischen Welt hineinzuschlittern“, warnte Brzezinski in der „Financial Times“. Obama wehrte sich am Dienstag mit dem Hinweis: „Afghanistan ist nicht Vietnam, wir machen nicht den gleichen Fehler zweimal.“

Das Weiße Haus schiebt derweil eine Entscheidung über die Entsendung weiterer Soldaten nach Afghanistan hinaus. Die Ausformulierung der künftigen Strategie könne noch „viele Wochen“ auf sich warten lassen, sagt Präsidentensprecher Robert Gibbs.

Möglicherweise möchte Obama zunächst seine Partei schonen, die im bitteren Streit um die Gesundheitsreform tiefe Risse zwischen dem linken und dem rechten Flügel erkennen lässt. Der Streit über Afghanistan könnte diese Risse noch vertiefen. Eine offizielle Anfrage von US-Afghanistankommandeur Stanley McChrystal wird für die kommenden Wochen erwartet, dann wird Obama eine Entscheidung treffen und sein Durchsetzungsvermögen beweisen müssen.

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