The Vietnam Scenario: Generals Always Want More

Edited by Alex Brewer

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Das Vietnam Szenario

US-Militär will immer noch mehr

Von Charly Kneffel

Irgendwie kommt einem das ja alles so bekannt vor. Auch das US-amerikanische Abenteuer, das erfreulicherweise mit einer totalen Niederlage endete, wenn auch teuer erkauft, begann mit Militärberatern. Es wurden dann immer mehr, auf dem Höhepunkt waren dann bis zu 500.000 US-Soldaten, auch Wehrpflichtige, im Einsatz.

58.000 Tote sind dort geblieben, von den vietnamesischen Opfern, zivile wie militärische, nicht zureden. Auch wenn immer wieder etwas anderes behauptet wird, ohne den verbrecherischen Krieg in Vietnam, den die Demokraten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson zu verantworten hatten, hätte es auch die 68er Revolte nicht gegeben – jedenfalls nicht so stark.

Aber Militär lernt nie dazu. Brände löscht man mit Öl und wenn es stärker brennt, braucht man noch mehr Öl. Dabei gilt US-General Stanley McChrystal als einer der besonneneren seiner Zunft. Doch was er jetzt an US-Verteidigungsminister Robert Gates geschickt hat, ist, brisant. Ein einziges Armutszeugnis für die Afghanistan-Politik der Bush-Administration, damit aber auch für die Verbündeten. Wenn man sich dann in Erinnerung führt, mit welcher Naivität hierzulande offenbar Entscheidungen getroffen werden – so bekannte der frühere Verteidigungsminister Peter Struck unlängst, man habe geglaubt in zwei bis drei Jahren wieder draußen zu sein – kommt man aus dem Staunen nicht wieder heraus. Jetzt kommt das dicke Ende, denn wenn McChrytsal weitere 42.000 US-Soldaten fordert und gleichzeitig die mangelnde Aggressivität der ISAF-Truppen moniert, kann man sich den Rest zusammen reimen. Genau so ist es gemeint.

Doch Afghanistan ist nicht zu beherrschen. Die Aufständischen mögen zwar alle mehr oder weniger islamistisch sein, aber das ist dort eben überall der Fall. Hier die westliche Demokratie durchsetzen zu wollen oder – wie die unnachahmliche Renate Künast es formulierte – die Menschenrechte, ist schlicht Narretei und , was schlimmer ist, gemeingefährlich. Auf die Einsicht bundesdeutscher Politiker, die vor allem ihre internationale Reputation verbessern wollen, ist nicht zu rechnen. Der letzte Schutz ist noch die Haltung des US-Präsidenten, der mit weiteren Entsendungen zögert. Ihm ist das Risiko offenbar bewußt. Auch finanziell ist der Krieg ruinös. Mal ganz abgesehen davon, daß mit dem mitgebrachten Regierungspersonal im wahrsten Sinne des Wortes kein Staat zu machen ist.

So war es nämlich: die afghanische Regierung wurde auf dem Bonner Petersberg gebildet. Von wegen: Auf Wunsch der gewählten Regierung kamen wir ins Land. Auf Wunsch der Interventen wurde eine Regierung gebildet. Und sie sind selbst zum Wahlfälschen zu dumm! Vielleicht kann man ja Obama helfen, indem man ihm klar macht, daß man abzieht – egal was die USA beschließen. Die spanische Regierung hat es vorgemacht. Verteidigungsministerin Chacon empfing jetzt die letzten spanischen Soldaten – allerdings aus dem Kosovo. Dort ist es vielleicht nicht ganz so brenzlig. Vielleicht wäre es jetzt aber sinnvoll, der US-Administration klar zu machen, daß sie bald alleine da steht, wenn sie jetzt nicht handelt. Interventionstruppen raus aus Afghanistan – und zwar sofort – vielleicht übergangsweise Truppen aus dem islamisch-arabischen Bereich rein bis die Loga Dschirga eine neue Verfassung geschaffen hat. Dann neue Institutionen schaffen. Noch ist es Zeit.

Veröffentlicht: 21. September 2009

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