An Explosive Decision

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Bombige Entscheidung

Von Rüdiger Göbel

10.10.2009

US-Präsident Barack Obama erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis. Dies wurde am Freitag bekannt, kurz nachdem der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für dessen Krieg in Afghanistan mobil gemacht hatte. Die 15 Mitglieder des exklusiven UN-Gremiums forderten in New York am Donnerstag (Ortszeit) mit Resolution 1890 eine weitere Aufstockung der bisher schon am Hindukusch stationierten 100000 ausländischen Soldaten. Sämtliche Mitgliedsstaaten werden aufgerufen, »Personal, Aufrüstung und andere Ressourcen« beizusteuern. Ob und wie viele weitere US-Truppen nach Afghanistan verlegt werden und wie die militärische Strategie in der Zukunft aussieht, sollte am Freitag Thema eines Kriegsratschlages im Weißen Haus sein. Der US-Oberbefehlshaber in Afghanistan, General Stanley McChrystal, fordert die Entsendung von 40000 zusätzlichen Soldaten.

Gut zwölf Stunden nach dieser Art Generalmobilmachung teilte das Nobelkomitee in Oslo mit, Barack ­Obama werde für seine »außergewöhnlichen Bemühungen« ausgezeichnet, »die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken«. Der US-Präsident erhalte den Preis gerade auch wegen seines Einsatzes für eine atomwaffenfreie Welt. Der Ausgezeichnete reagierte in Washington dem Vernehmen nach mit »mit Demut« auf die überraschende Ehrung.

Glückwünsche gab’s von den den Afghanistan-Krieg mitführenden ­NATO-Partnern. Der französische Staatschef Nicolas Sarkozy war überzeugt, daß der Preis Ansporn für alle in der Welt sei, »mit Ihnen und Amerika zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen«. Pathetisch endend meinte der Franzose: Letztlich sei der Friedensnobelpreis auch ein Symbol »für die Rückkehr Amerikas ins Herz aller Völker der Welt«.

Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, Obamas »Eintreten für eine atomwaffenfreie Welt ist ein Ziel, für das wir uns alle einsetzen sollten«. Die CDU-Politikerin räumte damit auch gleich ein, was sie bisher noch nicht tut. Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle, der gerne nächster Bundesaußenminister werden möchte, nannte die Auszeichnung »eine Rückenstärkung für eine Politik, die auf Kooperation statt Konfrontation und auf Abrüstung statt Aufrüstung setzt«.

Der Bundesausschuß Friedensratschlag kritisiert dagegen den »kolossalen Fehlgriff«. Vorerst blieben die Reden des US-Präsidenten zur Atomwaffenfreiheit in Prag und zur Dialogbereitschaft mit der islamischen Welt in Kairo »wohlklingende Versprechungen«. Dem stünden das Modernisierungsprogramm für US-Atomwaffen und die Entwicklung neuartiger bunkerbrechender Waffen gegenüber. Zudem habe Obama dem Kongreß den höchsten Militäretat in der US-Geschichte vorgelegt und eine Verstärkung der eigenen Truppen in Afghanistan eingeleitet, womit der dortige Krieg ausgeweitet werde, aber nicht zu beenden sei.

Auch am Hindukusch herrschte Unverständnis ob der Entscheidung in Europa. Obama habe »in Afghanistan keinen einzigen Schritt in Richtung Frieden« unternommen sagte ein Taliban-Sprecher der Agentur AFP. Der US-Präsident habe den Krieg in Afghanistan verschärft, indem er zusätzliche Soldaten in das Land geschickt habe, sagte ein anderer gegenüber AP. Obama habe »das Blut afghanischer Menschen an seinen Händen«. Und: »Warum geben sie Obama diesen Preis, der mehr Soldaten nach Afghanistan geschickt hat, der bombardiert und unschuldige Menschen tötet?«

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