NATO Numbers

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NATO-Rechnungen

Von Olaf Standke

Wieder einmal wird in der NATO gefeilscht. Die Herbsttagung der Verteidigungsminister in Bratislava diskutiert die Washingtoner Forderungen nach mehr Soldaten in Afghanistan, während in vielen Mitgliedstaaten die Zustimmung zum Krieg schwindet. Der neue NATO-Oberkommandierende in Afghanistan Stanley McChrystal würde die Pakt-Verbände wie die separat operierenden US-Truppen lieber heute als morgen aufstocken. Doch die Bereitschaft der Bündnispartner zumal in Zeiten leerer Kassen ist gering. Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen argumentierte gestern mit dem Hinweis darauf, dass die Kosten eines Scheiterns viel höher ausfallen würden als die Kosten des Einsatzes der internationalen Truppen in Afghanistan. Man könnte auch eine Gegenrechnung aufmachen: Schon ein Bruchteil der allein von den USA für das Jahr 2010 veranschlagten 65 Milliarden Dollar Kriegsetat würde ausreiche, um die zivile Entwicklung im Lande so voranzutreiben, dass den Taliban der Nährboden entzogen wird. Etwa durch nachhaltige wirtschaftliche Alternativen für die immer weiter steigende Opiumproduktion, die für Hunderttausende Afghanen einzige Existenzgrundlage ist und zugleich die wichtigste Geldquelle der radikalen Islamisten. Ganz davon abgesehen, dass in den NATO-Staaten laut UN-Angaben jedes Jahr rund 10 000 Menschen am Heroinkonsum sterben, fünf Mal mehr, als Soldaten der Militärallianz seit 2001 in Afghanistan gefallen sind.

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