Copenhagen, the Apocalypse and America

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Kopenhagen, die Apokalypse und Amerika

von Ansgar Graw

17.12.2009

Kurz vor dem Ende der Klimakonferenz in Kopenhagen gilt die Apokalypse als ausgemacht und Amerika als Hauptschuldiger. Europa sollte seine Schulmeister-Reflexe zähmen.

War Kopenhagen die letzte Chance für die Welt? Jetzt, da die Klimakonferenz erkennbar ohne greifbares Resultat enden wird, gilt die Apokalypse als ausgemacht. Und Amerika, wieder einmal, als Hauptschuldiger am, wieder einmal, nahen Weltenende. Barack Obama, dem unlängst noch ein Großteil der Europäer zugetraut hätte, über Wasser laufen zu können, war schon wegen seiner Afghanistan-Politik in Zweifel geraten. Weil er in Dänemark den elementaren Konflikt zwischen Reich und Arm, zwischen etablierten Industrienationen und nachdrängenden Supermächten nicht auszuräumen vermochte, wird er Hauptadressat der Kritik.

Selbst wer nicht an die Autorität von Politikern glaubt, dem Klima die Erwärmung über ein bestimmtes Maß hinaus verbieten zu können, sieht bei den Amerikanern Nachholbedarf. Beim Energiesparen geht es nicht nur um CO2-Ziffern, sondern zuvörderst um die Begrenztheit irdischer Brennstoff-Ressourcen. Darum müssen amerikanische Häuser besser isoliert, Autos verbrauchsärmer und Industrieanlagen effizienter werden. Das sehen auch die Amerikaner so. 55 Prozent befürworteten nach einer Gallup-Umfrage eine Unterschrift unter einem Kopenhagener Vertrag. Aber 85 Prozent sagen, Wirtschaftsaufschwung sei wichtiger als Klimaerwärmung. Für Obama, der mit einem ernsthaften ökologischen Programm antrat, stehen Jobs und Gesundheitsreform im Vordergrund. Er wäre schlecht beraten, beim Klimaschutz dem Senat vorzugreifen oder gar mit ökologischen Notstandsverordnungen die Gesetzgeber zu entmachten.

Die Europäer sollten ihre Schulmeister-Reflexe zähmen. Es waren die USA, die unter Jimmy Carter Photovoltaik und Windturbinen erfanden. Jetzt verdienen Deutsche und Japaner damit Geld. Als Geschäftsleute, nicht als Umweltengel. Pragmatiker erreichen mehr als Ideologen.

Bleiben wir also zuversichtlich. Kopenhagen mag die letzte Chance der Welt gewesen sein. Aber die nächste Konferenz und die nächste letzte Chance werden kommen.

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