Terrorism Catches Up With Obama

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Der Terror holt Barack Obama ein

von Clemens Wergin

07.01.2010

Barack Obama rügt die Sicherheitsdienste. Sein Auftritt war der Versuch, beim Thema Sicherheit die Initiative zurückzugewinnen. Obama weiß, dass sich seine Regierung bei der Terrorabwehr nun keine Schnitzer mehr erlauben darf.

Barack Obama war einst angetreten, Amerika von der Angst und der Terrorfixierung der Bush-Jahre zu befreien. Seine Regierung hat die Formulierung „Krieg gegen den Terror“ abgeschafft. Sie ist dabei, Guantánamo aufzulösen, und hat andere drängende Fragen in den Vordergrund gerückt, sodass der Antiterrorkampf vielen nur noch als eine Herausforderung unter vielen erscheinen wollte. Der missglückte Anschlag auf den Flug nach Detroit hat diese Vorstellung zunichtegemacht. Selbst wenn Amerika bereit gewesen wäre, dieses Kapitel seiner Geschichte langsam zu schließen – die Terroristen sind es noch lange nicht.

Gerade weil der Eindruck entstanden ist, das Terrorthema stehe unter Obama nicht mehr an erster Stelle, sieht der Präsident sich jetzt in Schwierigkeiten. Zwar kann er darauf verweisen, dass manche der Anschlagsplaner im Jemen noch von Bush aus Guantánamo entlassen wurden und auch die offenbar gewordenen Systemfehler schon unter seinem Vorgänger bestanden. Aber die Serie von Schlappen, die die US-Dienste in den letzten Wochen einstecken mussten, zeigt eben auch, dass die Wachsamkeit in der US-Regierung nachgelassen hat. So hatte man ausreichend Hinweise zu dem nigerianischen Unterhosenbomber. Es gab nur niemanden, der sie zu einem Gesamtbild zusammengesetzt hätte.

Obama liegt die kraftmeiernde Geste nicht

Obamas Auftritt war nun der Versuch, beim Thema Sicherheit die Initiative zurückzugewinnen. Das fällt Präsidenten der Demokraten schwerer als republikanischen, weil sie stets gegen den Verdacht ankämpfen müssen, auf diesem Terrain nicht ganz so standfest zu sein. Für Obama gilt das aber besonders, weil er von Anfang an die Distanz zu den Bush-Jahren gesucht hat.

Und weil er oft eine intellektuelle Distanziertheit an den Tag legt, die die meisten Amerikaner als fehlende Wärme und Leidenschaft interpretieren. Obama liegt die kraftmeiernde Geste nicht, das ist ein Grund für sein hohes Ansehen im Ausland. Er weiß aber, dass sich seine Regierung bei der Terrorabwehr nun keine Schnitzer mehr erlauben darf. Entsprechend hart ist er mit seinen Sicherheitszaren umgesprungen.

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