President Obama wants to be Haiti’s real partner – at gunpoint, if necessary.
Helping your neighbor has a long tradition in the United States. Friendly words, gestures and deeds belong to the everyday fabric of life in the American suburbs. As a superpower, the U.S. has always been judged by the amount of friendliness it has shown toward its neighbors. That is especially true of the treatment shown toward its Caribbean “backyard.” Although Washington has historically claimed the Caribbean as being within its sphere of influence, America has repeatedly acted in big brother-fashion toward it and often supported the wrong factions there; it has supported despots who suppressed and exploited the people. The “Banana Republics” owed their survival to the moral and military support of the U.S., and the U.S. richly profited as a result. That’s how Cuba came to rack and ruin as America’s whorehouse.
When President Obama now promises that America will, henceforth, stand beside a broken and bleeding Haiti as its staunch partner after they are no longer in the headlines, it means he has learned from history. The emergency aid isn’t just America’s momentary assistance, it’s an act of solidarity that has its origins in America’s collective guilty conscience. The Clintons, ex-President Bill and Secretary of State Hillary, are offering Haiti a long-term alliance that will give America control as its guardian angel. But it must take care not to exploit that role.
Die USA, ein besserer Freund und Nachbar
THOMAS VIEREGGE (Die Presse)
18.01.2010
US-Präsident Obama will sich in Haiti als echter Partner profilieren – notfalls mit Waffengewalt.
Drucken Senden Merken AAA Textgröße Kommentieren Nachbarschaftshilfe ist in den USA eine Selbstverständlichkeit. Freundliche Worte, Gesten und Taten über den Vorgarten hinweg gehören in den Suburbs zum täglichen Umgang miteinander. Nur als Weltmacht haben es die USA zuweilen an derlei Freundlichkeiten gegenüber ihren Nachbarn missen lassen. Insbesondere in ihrem karibischen Hinterhof, den Washington stets als naturgegebene Einflusssphäre reklamiert hat, haben sie sich oft genug als großer Bruder geriert und auf die falsche Seite geschlagen: auf die Seite von Despoten, die ihr Volk unterjocht und ausgebeutet haben. Die „Bananenrepubliken“ überlebten nur dank der moralischen und militärischen Unterstützung der USA, die eifrig in die eigene Tasche wirtschafteten. Kuba verkam so zum verlotterten US-Bordell.
Wenn sich Präsident Obama nun verpflichtet, dem geschundenen Haiti als Partner auch in Zeiten beiseitezustehen, in denen die Karibikrepublik wieder aus den Schlagzeilen verschwunden sein wird, hat er die Lektion aus der US-Geschichte gelernt. Die Nothilfe ist nicht nur ein Gebot der Stunde, sondern auch ein Akt der Solidarität, entsprungen einem kollektiven schlechten Gewissen. Die Clintons, Ex-Präsident Bill und Außenministerin Hillary, leisten ihm in langjähriger Verbundenheit zu dem Land Schützenhilfe. Nur die USA scheinen derzeit in der Lage zu sein, die Kontrolle als Schutzmacht auszuüben. Übertreiben dürfen sie die Rolle indes nicht.