Is Obama a Beacon of Hope or a Failure?

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Ist Präsident Obama ein Hoffnungsträger oder ein Versager?

Von Susanne Scholl am 27. Jan 2010 um 16:35 | Kommentare (3)

Warum ein Jahr Regierungszeit sicherlich nicht ausreichen kann, um alle Probleme dieser Welt zu lösen.

Als Michail Gorbatschow Mitte der 1980er-Jahre in Russland an die Macht kam, hingen auch viele oppositionelle Dissidenten an seinen Lippen. Und wenn er einmal keinen Rat wusste, hieß es: „Er sagt uns ja nicht, was wir tun sollen.” Bei den seit Jahrhunderten in geistiger Leibeigenschaft gehaltenen Russen durfte das nicht weiter verwundern. Im demokratischen Westen allerdings erstaunt diese Haltung schon ein bisschen. Und doch: Barack Obama ist gerade einmal ein Jahr im Amt, und schon weiß die ganze westliche Welt, dass er gescheitert ist.

Aber hat nicht die ganze westliche Welt vor einem Jahr erklärt, nun würde alles anders werden, mit Obama im Weißen Haus? Und ihm gleich zu Beginn als zentnerschwere Hypothek den Friedensnobelpreis verliehen? Ein Freund meinte am Tag, als die Nachricht aus Stockholm kam, der Preis gelte eigentlich dem amerikanischen Volk, das Obama in die Machtposition gewählt habe. Mag sein, aber die mit dieser Ehrung verbundene Verantwortung wurde und wird dem einen Mann im Weißen Haus ganz allein überlassen.

Und jetzt also, ein Jahr nach Amtsantritt, wird Obama als Präsident bereits für tot erklärt. Er habe nichts zustande gebracht, die Wirtschaft habe sich immer noch nicht so erholt, wie man sich das vorgestellt habe, ein Ende des Kriegs gegen den Terror sei nicht abzusehen – und überhaupt sehe die Welt heute nicht so viel besser aus als vor Obamas Kür.

Wo seien die nachhaltigen Lösungen für Bankenkrise und Wirtschaftsschwächelei, für Terrorgefahr und Massendepression, wird gefragt.

In historischen Dimensionen betrachtet ist aber ein Jahr eine Sekunde. George Bush junior und seine Mitarbeiter hatten ganze acht Jahre Zeit, die USA – und auf weite Strecken die ganze Welt – in jene prekäre Situation zu manövrieren, aus der sie Obama jetzt also in nur einem Jahr wieder herausholen soll.

Aber er habe doch den Slogan „Yes, we can”, also „Wir können das”, ausgegeben, wird ihm weiters zum Vorwurf gemacht. Und übersehen, dass er nicht „ich”, sondern „wir” sagte. Von „wir” ist heute aber nicht mehr die Rede. Barack Obama allein wird zum Vorwurf gemacht, was ihm in diesem einen Jahr nicht geglückt ist.

Zugegeben, den zündenden Reden sind nicht immer und schon gar nicht gleich auch die entsprechenden Taten gefolgt. Aber kann denn ein amerikanischer Präsident quasi allmächtig im Alleingang agieren? Natürlich nicht – wie die Widerstände gegen die längst fällige Gesundheitsreform zum Beispiel nur allzu deutlich zeigen. Vielleicht müsste er, um seine Ziele durchzusetzen, mehr diplomatisches Geschick beweisen, aber auch das würde ihm garantiert sogleich als Schwäche ausgelegt werden.

Obamas Problem liegt in der Erwartungshaltung, die man ihm von jenem Augenblick an entgegengebracht hat, als klar wurde, dass er tatsächlich amerikanischer Präsident werden könnte. Und seine schlimmsten Feinde sind möglicherweise gar nicht seine politischen Gegner, sondern jene, die ihn zum allmächtigen Helden hochjubelten und jetzt enttäuscht sind, weil er nur ein Mann mit vernünftigen Ansichten ist.

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