On The Palm of Her Hand

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Sie hat es in der Hand

Von Michael König

09.02.2010

Erst lästert Sarah Palin über den “Teleprompter-Mann” Obama, dann wird sie beim Spicken ertappt. Kein Patzer kann den “Pitbull mit Lippenstift” stoppen – auf dem Weg ins Weiße Haus.

Sarah Palin hat recht behalten. Als die Parodistin Tina Fey aus der TV-Serie Saturday Night Live nach der Präsidentschaftswahl im November 2008 ankündigte, sie wolle die Rolle als Palin nicht länger spielen, riet ihr die Politikerin: “Sie werden sie in den nächsten vier Jahren noch brauchen.”

16 Monate sind seit der Wahl vergangen, und Sarah Palin sorgt tatsächlich weiter dafür, dass Parodisten nicht der Stoff ausgeht. Die neueste Episode in einer langen Reihe peinlicher Auftritte handelt von einem Spickzettel, den die einstige Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner geschrieben hatte, um in einem Interview bei einer Veranstaltung in Nashville bestehen zu können.

“Typ mit dem Teleprompter”

Ärgerlich für Palin: Sie hatte sich die Notizen mit einem schwarzen Stift in die Innenfläche ihrer linken Hand gekritzelt – und wurde von einem Fotografen und von mehreren US-Medien dabei ertappt, wie sie offenkundig davon ablas.

Ungünstig auch, dass sie Präsident Barack Obama, dem sie an der Seite von John McCain bei der Wahl 2008 unterlegen war, kurz zuvor in einer Rede als “Typ mit dem Teleprompter” belächelt hatte – und dann selbst spicken musste.

Den Parodisten dürfte auch gefallen haben, dass es keine übermäßig komplizierten Dinge waren, die Palin dort ablas – sondern die Begriffe “Energy” (Energie), “Budget Cuts” (Budgetkürzungen), “Tax” (Steuern) und “Lift American Spirits” (den amerikanischen Geist wiederbeleben).

Hinter diesen Begriffen verbergen sich Palins politische Prinzipien. Dass sie diese bei einem Interview mit vermutlich vorher abgestimmten Fragen ablesen muss, sorgte in amerikanischen Medien umgehend für heftige Debatten.

Genau das hat sie vor

Nicht einmal für eine harmlose Fragerunde sei Palin gewappnet, schäumten Kritiker. Wie könne sich diese Frau bloß als Präsidentschaftskandidatin für die Wahl 2012 bewerben?

Genau das hat Palin offenkundig vor, und wieder ist es ihr gelungen, Tagesgespräch des politischen Amerika zu sein. Aus ihrer Tapsigkeit schlägt die ehemalige Gouverneurin von Alaska Kapital – diese Entwicklung zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Karriere.

Eine Karriere, die zeitweise einer Achterbahnfahrt glich – und doch immer wieder zeigte, dass Sarah Palin nicht zu unterschätzen ist. Saturday Night Live werden garantiert ein paar schöne Gags mit der Handleserin einfallen.

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