Fragen an die Propagandamaschine
Von Ulrich Ladurner
16. Februar 2010
Generäle sind es gewohnt, dass man sie beim Wort nimmt. Das wollen wir tun.
Als vor einigen Tagen 15.000 Nato-Soldaten begannen, auf die afghanische Stadt Mardschah vorzurücken, um sie den Taliban zu entreißen, sagte der Oberfehlhaber der Nato in Afghanistan, Stanley McChrsytal,: “We’ve got a government in the box, ready to roll in”
Das hat man schon mal gehört. Als die US-Armee 2001 die Taliban aus Kabul vertrieb, gab es auch eine Regierung, die ihr folgte. Sie war nicht so ganz ready to roll in. Sie musste den Umweg über die Petersberger Konferenz nehmen, wo sie vom Westen auf Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaat eingeschworen wurde. Danach allerdings rollte sie in Kabul ein und regierte unter dem Präsidenten Hamid Karzai, der sich bald als Schutzpatron einer korrupten Clique entpuppte und nach Kräften Wahlen fälschte. Deswegen ist es durchaus angebracht zu fragen, wie denn die “Regierung”, die McChrsytal nach Mardscha mitbringen will, aussieht. Welche Männer bilden sie? Welche Vergangenheit haben sie? Welche Ausbildung? Mit wem sind sie verwandt? Sind es Paschtunen, Tadschiken, Hazara? Oder ist diese Regierung gemischt?
Das sind Fragen, welche die Bewohner von Mardscha sicher interessieren, wenn sie denn Zeit haben, sich diese Fragen zu stellen. Es wird ja gekämpft in ihrer Stadt. Aber es sind Fragen, die uns auch interessieren sollten. Immerhin ist das ja eine Regierung, die von westlichen Soldaten installiert wird.
Es ist anzunehmen, dass McChrystal an diese Regierung glaubt. Immerhin ist sie eine zentraler Bestandteil seiner neuen Afghanistan-Strategie, die er in Mardschah zum ersten Mal umsetzt. Da aber auch McChrystal ganz bestimmt das Ausmaß der Korruption in Afghanistan bekannt ist, wird er sich keinen Illusionen hingeben. Wie kann er dann an die Beamten, die er nach Mardschah karren will, vertrauen? Wir kann er dann für diese Regierung das Leben seiner Soldaten riskieren? Er hat keine Alternative.
Er glaubt wahrscheinlich nicht an ihre Integrität, aber er glaubt an ihre Käuflichkeit. Das nämlich ist die zentrale Gedanke der neuen Afghanistan-Politik der Nato: Man muss den Afghanen nur genügend Geld bieten, damit sie nicht zu den Taliban überlaufen.
Aber was ist, wenn die Afghanen das Geld nehmen und trotzdem Taliban bleiben?
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