Diplomacy for Dunces

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Diplomatie für Grobschlächtige

WIELAND SCHNEIDER (Die Presse)

11.03.2010

Der Regierung in Jerusalem fällt es schwer, Israels Anliegen mit Klugheit zu vertreten.

Wo sind die Zeiten der großen israelischen Diplomatie? Die Zeiten, in denen Abba Eban als erster Botschafter seines Landes bei der UNO und späterer Außenminister die Anliegen Israels mit außergewöhnlichen Fremdsprachenkenntnissen und brillanter Rhetorik vertrat? Die Zeiten, in denen einstige Hardliner wie Menachem Begin und Jitzhak Rabin eingesehen haben, dass es auf dem Weg zum Frieden auch schmerzhafter Kompromisse bedarf?

Mittlerweile scheint es mit dem diplomatischen Geschick der politisch Verantwortlichen in Israel nicht mehr sehr weit her zu sein. Erst brillierte Vizeaußenminister Daniel Ayalon mit dem besonders kindischen Einfall, dem türkischen Botschafter Handschlag, Wasser und eine angemessen hohe Sitzgelegenheit zu verweigern – und erzählte das alles auch noch brühwarm Journalisten.

Nun versetzte man dem Vizepräsidenten des wichtigsten Verbündeten, der USA, einen Schlag mitten ins Gesicht: Just als Joe Biden in Israel für neue Friedensbemühungen warb, wurde der Bau von 1600 neuen Wohnungen in Ostjerusalem bekannt gegeben. Ein „peinliches Versehen“, dass diese Entscheidung gerade während Bidens Besuch publik geworden sei, beteuert man nun in Israel. Das Timing ist wahrlich ein besonderes „Kunststück“. Aber selbst bei besserem Timing: Der Bau neuer Wohnungen in Ostjerusalem hat mit verantwortungsvoller oder gar brillanter Diplomatie gar nichts zu tun.

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