Why America Should Just Shut Up

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Warum Amerika einfach mal die Klappe halten sollte

von Christiane von Hardenberg

17.03.2010

Im Dauerstreit um die chinesische Währung schreien die Amerikaner abermals laut auf. Sie wären besser beraten, ruhig zu sein.

Die Zeit der wohltuenden Stille ist vorbei. Für ein paar Monate waren die endlosen Quengeleien amerikanischer Abgeordneter, die Chinesen sollten endlich ihre Währung aufwerten, verstummt. Das war im Frühjahr 2009, die Weltwirtschaftskrise hatte voll zugeschlagen. Damals ging die Angst um, man würde sich verschanzen und eine Welle des Protektionismus die Welt in eine tiefe Rezession reißen. Die US-Abgeordneten hielten still.

Zhou Xiaochuan, Chinesischer Zentralbankchef Doch nun läuft Chinas Wirtschaft wieder rund. Unterdessen klettert die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten nach oben, zuletzt auf 9,7 Prozent. Jetzt geht das Geschrei wieder los. Beobachter erwarten, dass Washington schon bald die Chinesen offiziell der Währungsmanipulation bezichtigen könnte – eine Anschuldigung, die das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen Amerikanern und Chinesen weiter strapazieren könnte.

Seit Juli 2008 ist der Renminbi de facto an den Dollar gekoppelt. Und seitdem werden die Amerikaner nicht müde, auf die Chinesen einzureden. Dabei wären sie besser beraten stillzuhalten. Solange sich Peking in die Ecke gedrängt fühlt, ist kein Einlenken zu erwarten. Denn China verfolgt seine eigenen Interessen und sieht zudem in seiner Wechselkurspolitik seinen “Beitrag zur Stabilisierung der Weltwirtschaft”, wie Zentralbankchef Zhou Xiaochuan kürzlich erklärte.

Peking weiß um die Vorteile

Dabei ist es nicht so, dass man in China nicht auch um die Vorteile einer solchen Aufwertung weiß. Ein stärkerer und flexiblerer Renminbi würde einige von Chinas Problemen lösen. Beispielsweise die steigende Inflation, die im Februar auf den höchsten Stand seit 16 Monaten kletterte.Die hohen Lebensmittelpreise bergen einen enormen Sprengstoff in einem Land, in dem immer noch viele Menschen in ärmlichen Verhältnissen leben. Eine stärkere Währung verliehe ihnen mehr Kaufkraft. Gleichzeitig würden die Gewinne der Exportunternehmen sinken, übertriebene Investitionen würden zurückgehen. Unter dem Strich würde Chinas Binnennachfrage durch eine Aufwertung gestärkt werden – das erklärte Ziel der chinesischen Führung. Und ganz nebenbei erntete China das Wohlwollen der westlichen Welt.

Keine Wunderwaffe

Politiker und Ökonomen in Peking wissen ganz genau um diese Vorteile. Warum sie sich dennoch vehement einer Aufwertung widersetzen, liegt auf der Hand: Eine stärkere Währung ist keine Wunderwaffe. Um die Binnennachfrage nachhaltig in Schwung zu bringen, muss Chinas soziales System umgekrempelt werden. Alters- und Krankenvorsorge müssen ausreichend Sicherheit bieten, damit die Chinesen ihr Geld nicht mehr auf die hohe Kante legen, sondern ausgeben.

Ministerpräsident Wen Jiabao Steuer- und Unternehmensreformen sind ebenso dringlich, sonst landen die enormen Gewinne weiter in den Händen einiger weniger. Bevor Peking diese Probleme nicht gelöst hat, wird es nicht gewillt sein, seine Einnahmequelle, den Export, abzudrehen. Ob es den Amerikanern schmeckt oder nicht, sie werden warten müssen, bis China den Zeitpunkt für richtig erachtet, den Wechselkurs zu lockern.

Die Amerikaner sollten sich daher vor Augen führen, dass ein stärkerer Renminbi kein Allheilmittel für ihre wirtschaftlichen Probleme ist. Die Jobs sind verloren und kommen nicht wieder. Zudem stellen US-Firmen viele von Chinas Exportschlagern – Möbel, Spielzeuge und Turnschuhe – ohnehin nicht mehr her. Steigt der Renminbi, müssen das die US-Verbraucher selbst bezahlen.

Statt sich im Streit mit China zu verzetteln, sollten die Amerikaner lieber die Zeit nutzen und eine wettbewerbsfähige Exportindustrie aufbauen. Denn Ministerpräsident Wen Jiabao erteilte den US-Begehrlichkeiten erst am Wochenende erneut eine Absage. Man werde selbst entscheiden, wann man den Kurs verändere, sagte er.

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