Starvation Diet for U.S. Troops in Afghanistan

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Hungerkur für die US-Soldaten in Afghanistan

von Claus Hecking

04.04.2010

Dicke Amerikaner gibt es in Hülle und Fülle. Neuerdings auch in der US-Armee am Hindukusch. Schuld daran ist das Fast Food. Das wird nun aus dem Hauptquartier verbannt – um die Kampfkraft der Truppe zu stärken. Anzeige

Die Soldaten von Kandahar nennen ihn “Heaven in Hell”: ihren geliebten Boardwalk. Mitten auf der größten US-Militärbasis in Afghanistan hat die Army ein paar Hundert Meter Amerika aufgebaut. Einen Basketballplatz gibt es dort, einen Harley-Davidson-Laden – und massenweise Fast Food. Ob Burger King, Pizza Hut, Dairy Queen oder Taco Bell, fast alle namhaften Ketten sind vor Ort. Bis in die Nacht hinein füllen sie die Mägen ausgehungerter Kämpfer. Dann ist der Boardwalk ein kleiner Streifen Neonlicht inmitten der zentralasiatischen Finsternis. Und nur die “Taliban Hunting Club”-T-Shirts im Souvenirshop erinnern die Soldaten daran, wo sie gerade wirklich sind.

US-General Stanley McChrystal Doch nun ist ihr Fleckchen heile Welt bedroht. Und der Bösewicht ist diesmal ausnahmsweise glatt rasiert: General Stanley McChrystal höchstpersönlich. Der Oberkommandierende der US-Streitkräfte und der internationalen Schutztruppe Isaf hat angeordnet, die Fast-Food-Restaurants auf dem Boardwalk bis Anfang Mai dichtzumachen.

“Das hier ist ein Kriegsgebiet, kein Vergnügungspark”, verkündete Command Sergeant Major Michael, einer von McChrystals engen Mitarbeitern, in einer Internetbotschaft. Nach der jüngsten Aufstockung der Truppen müssten die Ressourcen nun so effizient wie möglich genutzt werden. “Um die zusätzlichen Kräfte zu versorgen und wieder auf die Mission zu konzentrieren”, so Hall, “werden wir einige nicht essenzielle Einrichtungen abbauen.” Und Junkfood hält McChrystal für fast so überflüssig wie Alkohol. Den hat der Puritaner in seinem Hauptquartier schon vor Monaten abgeschafft.

Der General selbst kommt pro Tag angeblich mit einer einzigen warmen Mahlzeit und vier Stunden Schlaf aus – obwohl er stets eisern seine 13 Kilometer läuft und dabei Hörbüchern lauscht. Und so überrascht es kaum, dass die Fitnessstudios auf dem Boardwalk in Kandahar offensichtlich nicht vom Kürzungsprogramm betroffen sind. “Diejenigen Einrichtungen, die zur Gesundheit und Moral unserer Mitarbeiter beitragen, werden nicht eingeschränkt”, erklärte Hall.

Den Fast-Food-Fans im Fußvolk bleibt noch ein Refugium: ein zwölf Meter langer Container, das Quartier der kanadischen Kette Tim Hortons. Dort gibt es zwar keine Triple Whopper Value Meals mit 2180 Kilokalorien, immerhin aber Double Chocolate Donuts, BBQ Chicken Wraps oder Butter Caramel Ice Cappuccinos. Zumindest vorerst wird das auch so bleiben. “Es gibt keine Pläne, Tim Hortons zu schließen”, verspricht Megan MacLean vom kanadischen Verteidigungsministerium.

Doch auch das letzte Paradies ist bedroht. Kommendes Jahr werden die kanadischen Streitkräfte aus Kandahar abziehen – und mit ihnen Tim Hortons.

Den US-Soldaten vor Ort bleibt dann wohl nur die Gulaschkanone.

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