Obama’s Katrina

<--

Obamas Katrina

Von Christoph von Marschall

02.05.2010

Es gibt Momente in der Politik, die über das historische Bild einer Präsidentschaft entscheiden, sich aber der Planung entziehen. Wie einst George W. Bush erlebt nun Barack Obama so einen Moment.

George W. Bushs Ruf wird wohl ewig darunter leiden, dass er untätig wirke, als Hurrikan „Katrina“ 2005 die amerikanische Golfküste heimsuchte. Erst blieb er zu lange im Sommerurlaub. Dann erwies sich das Krisenmanagement seiner Regierung als ineffektiv.

Nun erlebt Barack Obama seinen „Katrina“-Moment. Auch das öffentliche Urteil über ihn wird sich aus zwei Komponenten zusammensetzen: Wie er kurzfristig reagiert und welche mittelfristigen Konsequenzen er aus dem Öldesaster zieht. Vor zwölf Tagen ist im Golf von Mexiko eine Bohrinsel explodiert. Das Sicherheitsventil, das dann das Bohrloch verschließen soll, hat versagt. Zu lange haben Küstenwache und Politik den Versicherungen des Ölkonzerns BP vertraut, man habe die Lage im Griff und könne die Lecks verschließen. Nun bedroht ein Ölteppich von der Größe Schleswig-Holsteins die Existenzgrundlage von Millionen Menschen an der Südküste und gefährdet das einzigartige Ökosystem des Mississippi-Deltas. Womöglich wird dies zur größten menschengemachten Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA.

Aufhalten kann Obama das Desaster nicht. Er muss den richtigen Ton finden und zeigen, dass er sich kümmert – anders als Bush. Manches ist symbolischer Aktionismus. Können die drei an die Küste beorderten Minister dort effektiver arbeiten als in den technisch dafür ausgerüsteten Ministerien in Washington? Und sind die mobilisierten Armeeeinheiten bessere Helfer als die Fischer vor Ort, die mit der Gegend vertraut sind und gerade jetzt Einkünfte brauchen? Mittelfristig muss Obama und muss Amerika die Energiepolitik überdenken. Mehr Ölförderung vor der eigenen Küste sollte die Abhängigkeit von Importen verringern. Eine gute Idee. Doch die Risiken des Bohrens auf hoher See sind höher und die Folgen eines Unglücks größer als gedacht.

About this publication